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Conservatorio Santa Cecilia, Rom

Studiengang/Fach: Master Gesang und Schulmusik

Zeitraum: Sommersemester 2017

"Ich bin Thomas Kiechle, 26 Jahre alt und habe in Freiburg bei Prof. Torsten Meyer Schulmusik und Gesang studiert. In meinem zweiten Mastersemester bin ich für ein halbes Jahr nach Rom an das Conservatorio Santa Cecilia gegangen, um dort bei Maestro Claudio Di Segni Unterricht zu nehmen. Maestro Di Segni habe ich vor etwa anderthalb Jahren auf der Homepage des Conservatoriums zum ersten Mal angetroffen und auch nur durch einen großen Zufall, über den ich sehr glücklich bin. Zuvor wollte ich bei einem Tenor studieren, bei dem ich einmal einen Meisterkurs belegt habe, doch musste ich mich innerhalb von zwei Wochen umentscheiden, als dieser mir kurz vor der Einschreibefrist mitteilte, dass er die Hochschule gewechselt hat. Von Maestro Di Segni habe ich zudem einige Aufnahmen und einen Meisterkurs online gefunden, die mich sehr überzeugt haben, und so ist die Wahl nicht sehr schwer gefallen.
Daraufhin habe ich den Maestro über die Mailadresse auf der Homepage direkt kontaktiert und ihm auf seinen Wunsch hin einige Audio-Aufnahmen geschickt. Was daraufhin passierte, hat mich sehr geehrt: Ich teilte ihm mit, dass ich an der Münchner Kammeroper Almaviva im Barbier von Sevilla singen würde, und er kam tatsächlich mit einem seiner Studenten für wenige Tage nach München, um mich anzuhören. Bei dieser Gelegenheit hat er mir auch eine Unterrichtsstunde gegeben, um mich mit den Grundzügen seiner Technik vertraut zu machen.

Ein halbes Jahr später, am 22. Februar, ging meine Reise nach Rom los. Eine sehr zentrale aber teure Wohnung fand ich auf uniplaces.com, doch ist man früh genug dran und versteht ein wenig Italienisch, empfehle ich easystanza.it, preiswerter und auch sehr gut für WG-Wohnungen. Es dauerte ein paar Tage, bis ich mich in der großen, chaotischen Metropole zu Recht fand, doch sind die meisten RömerInnen sehr hilfsbereit und freundlich und ich verdanke ihnen viel.

An dieser Stelle ein paar Tipps für zukünftige Rom-ErasmuslerInnen zur Stadt selbst:
Es gibt 2 Metro-Linien (die Dritte wird gerade gebaut, doch wegen der vielen archäologischen Funde ziehen sich die Arbeiten weit hin), einige Tram- und viele Bus-Linien. Die Metro fährt sehr häufig, ist jedoch um die Stoßzeiten (7-10:00 v.a.) heillos überfüllt und die Busse und Trams fahren meist sehr unregelmäßig. Ein Einheimischer empfahl mir dafür die App „Citymapper“, die meist funktioniert und Standort der Haltestellen, Start- und Ankunftszeit, sowie die voraussichtliche Wartezeit auf öffentliche Mittel anzeigt. Sehr zu empfehlen. Für Internet und Telefonie gibt es günstige Angebote bei WIND und TIM, den beiden großen Telefonanbietern Italiens. Am Flughafen werden bereits Angebote anderer Firmen gegeben, doch sind diese viel teurer. (Mein Tarif, Stand Sommer 2017: 10€ im Monat für 4 GB, 300 min ins ital. Netz, 100 min nach ganz Europa). Für alle öffentlichen Mittel gibt es Monats-/Jahreskarten der ATAC (Stand Sommer 2017: Monatskarte: 35 €, Jahreskarte 250 €), mit denen kommt man bis nach Ostia ans Meer, jedoch nicht bis zum Flughafen Fiumicino (über Ciampino weiß ich leider nichts, da ich diesen Flughafen nie angesteuert habe), doch da gibt es günstige und häufige Shuttlebusse bis zum Hauptbahnhof Termini. Bürokratisch ist eigentlich nur der Codice Fiscale beim Bürgeramt abzuholen, der in die Mietverträge und andere bürgerliche Dokumente geschrieben werden muss.

Zur Musikhochschule: Das Conservatorio Santa Cecilia genießt unter den Conservatorien Italiens einen ausgezeichneten Ruf, ich hatte Unterricht im selben Raum wie Beniamino Gigli. Es besteht aus zwei Sitzen (Via dei Greci und San Andrea delle Fratte; durch einen Nebeneingang und einen Park zu betreten), die beide sehr zentral liegen und von der Piazza di Spagna aus zu Fuß leicht zu erreichen sind. Der Hauptteil des künstlerischen Unterrichts findet in der Via dei Greci statt, die Theorie und Geschichte v.a. in San Andrea. Jedes Stockwerk besitzt einen Pförtner/eine Pförtnerin, der/die für die Raumzuteilung zuständig ist. Es herrscht noch größere Raumknappheit als in Freiburg, doch wenn man Glück hat (v.a. um die Randzeiten 8:00 morgens direkt nach der Öffnung oder 19:00 Uhr kurz vor der Schließung um 20 Uhr), bekommt man einen Raum auf Anfrage für eine Stunde zugeteilt. Das Conservatorio in Rom rechnet nicht in Semestern, sondern in Akademischen Jahren (Oktober-Juni, Prüfungen in der Sommerpause), daher bin ich mitten in das Akademische Jahr eingestiegen. Am Anfang war es etwas schwierig, v.a. bei Einzelunterrichten, einen Platz zu bekommen, doch nach Hospitationswünschen meinerseits haben die meisten ProfessorInnen mir doch einen Platz gegeben. Es gibt einen Klassenvortrags-Nachmittag pro Jahr und Hauptfach, der im großen Konzertsaal stattfindet, einen kleinen Saal für die Kammermusik und das Erasmuskonzert gibt es zusätzlich.
Da der zuständige Professor/die zuständige Professorin für ErasmusstudentInnen sehr häufig wechselt, empfiehlt es sich, den Eintritt in die Musikhochschule auf meinem Weg, also den direkten Kontakt mit dem/der gewünschten HauptfachlehrerIn, zu bestreiten, da die Mühlen der Bürokratie langsam mahlen und es wesentlich schneller geht, wenn man eine/n ProfessorIn auf seiner Seite hat. Das Niveau im Haupt- und Nebenfachunterricht ist sehr hoch, gerade für die Geschichts-Unterrichte ist ein sehr hohes Sprachniveau erforderlich. Im verpflichtenden Sprachtest zuvor habe ich mit C1 abgeschlossen und hatte doch hin und wieder Probleme, dem Geschichtsunterricht zu folgen. Doch die Sprachpraxis erweitert die –kenntnisse schnell und so wird es meist einfacher. Mein Hauptfachunterricht war zumeist ein offener Klassenunterricht, doch das wird von LehrerIn zu LehrerIn unterschiedlich sein. Jede/r StudentIn muss für jede Anwesenheit unterschreiben und nur ab 80% wird man zur Prüfung zugelassen. Für Erasmusstudierende gibt es ein gelbes Büchlein, das in den Prüfungen nötig ist, sowie Scheine für jedes Fach. Ansonsten unterscheiden sich der Unterricht und das Studium gar nicht so sehr von denen bei uns. Wie im Straßenverkehr lässt auch im Prüfungsverlauf die gewohnte deutsche Ordnung etwas auf sich warten, denn alle Studierende erscheinen am Prüfungsmorgen vor dem Klassenraum und tragen sich in der Reihenfolge auf eine Liste ein, die dann in der Prüfung eingehalten wird. Lange Wartezeiten stehen auf der Tagesordnung. Die Prüfungen an sich waren relativ human und die PrüferInnen nehmen meist Rücksicht auf eventuelle Sprachschwächen, etc.
Alles in allem empfehle ich dennoch jedem einen Auslandsaufenthalt in Rom, nicht nur wegen der Erhabenheit der Stadt, sondern auch wegen der Qualität des Unterrichts und der Möglichkeit, eine andere Kultur kennenzulernen und sich in einer Sprache zu üben. Denn es ist etwas völlig anderes, eine Sprache im Unterricht zu praktizieren, als sie wirklich im täglichen Leben einzusetzen. "

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