Eine neue Karte für die Landschaft Matthäus-Passion

Aufführung in der Hochschule für Musik am 12. und 13. April 2017.

Mit einem neuen Konzept legt Morten Schuldt-Jensen, Professor für Chor- und Orchesterleitung, die komplexe Handlung von Bachs Meisterwerk offen. Bei den beiden Aufführungen in der Hochschule für Musik am 12. und 13. April 2017 können die Zuschauerinnen und Zuschauer die Matthäus-Passion aus einer neuen Perspektive erleben.

Die Matthäus-Passion gilt als der Höhepunkt im Schaffen Johann Sebastian Bachs. Für viele stellt sie sogar das Gipfelwerk der Musikgeschichte dar. Bach hatte die dienstliche Vorgabe, die Erzählung und seine Kirchenmusik im Allgemein so einzurichten, „daß sie nicht zulang währen, auch also beschaffen seyn möge, damit sie nicht opernhafftig herauskommen, sondern die Zuhörer vielmehr zur Andacht aufmuntere.“ So schuf er eine geniale, vielschichtige Architektur des Werkes, die sowohl seine Vorgesetzten befriedigte, als auch seinen eigenen konfessionellen Blick-winkel zuließ.

„Für das Publikum ist es nicht einfach, die Ebenen der komplexen Erzählung in Echt-zeit zu überblicken“, erläutert Morten Schuldt-Jensen, Professor für Chor- und Orchesterleitung an der Hochschule für Musik Freiburg. „Es ist auf den ersten Blick oft nicht klar, wer auf der Bühne gerade welche Rolle einnimmt und welche theologische Meinung vertreten wird.“ Schuldt-Jensen hat daher ein neues Konzept entwickelt, mit dem die narrative Struktur des Stückes besser vermittelt werden kann. Zentrale Rolle spielt dabei ein Farbschema, mit dessen Hilfe sowohl im Programmheft als auch in der kurzen Werkeinführung das Geflecht der Akteurinnen und Akteure entwirrt wird. „Ich werde vor Beginn des Stückes gemeinsam mit den Chören, Solisten und Orchestern an Hand einiger musikalischer Beispiele versuchen, eine neue Karte für die Landschaft der Matthäus-Passion zu zeichnen.“

Die Matthäus-Passion ist weit mehr als ein Bericht des Evangeliums über Christi Leiden. Basierend auf dem Text des Evangeliums nach Matthäus schuf Bach ein Werk, das wie keine andere Vertonung des Leidens und Sterbens Christi die Tiefendimensionen des biblischen Geschehens durchdringt. In einer geradezu expressionistischen und weit über ihre Zeit hinausweisenden harmonischen Sprache entfaltet sich dabei eine einzigartige musikalische Dramaturgie, welche die größtmöglichen Gegensätze wie Liebe und Hass, Verinnerlichung und Massenhysterie, Angst und Zuversicht umfasst.

Die beiden Chöre und Orchester sowie die neun ausgewählten Solisten sind Studierende der Musikhochschule in Freiburg und musizieren unter der Leitung von Morten Schuldt-Jensen, Professor für Chor- und Orchesterleitung.


Johann Sebastian Bach
Matthäus-Passion
12. und 13. April 2017, jeweils 18 Uhr
Wolfgang Hoffmann Saal, Hochschule für Musik Freiburg
Eintritt: 8 Euro, Fördermitglieder 5 Euro, Schülerinnen/Schüler/Studierende 4 Euro

 

(Foto: Steffi Pelz / pixelio.de)