Rückblick 2017/18

Auch im sechsten Jahr nach seiner Gründung kann das Institut für Kirchenmusik auf zahlreiche interessante Projekte sowie auf personelle und inhaltliche Neuerungen zurückblicken:

Neuberufung Prof. David Franke und Wahl zum neuen Leiter des Instituts für Kirchenmusik

Seit dem Jahr 2018 ist Prof. David Franke neuer Leiter des Instituts für Kirchenmusik. Im Wintersemester 2017/18 zunächst als Gastprofessor an der Musikhochschule Freiburg tätig, erfolgte zum Sommersemester 2018 seine ordentliche Berufung zum Professor für Orgel und Orgelimprovisation an die Musikhochschule Freiburg.

Nach einer dreimonatigen Anfangsphase als kommissarischer Leiter des Instituts ab Jahresbeginn 2018 wurde Prof. Franke mit Wirkung zum 1. April 2018 von Rektor Prof. Dr. Ludwig Holtmeier zum neuen Leiter des Instituts  für Kirchenmusik ernannt. Stellvertretender Leiter ist Hon.-Prof. Dr. Meinrad Walter. 

Von 2015-2017 war Rektor Dr. Rüdiger Nolte Leiter des Instituts für Kirchenmusik, nach seinem Ausscheiden aus dem Rektorenamt übernahm stellvertretend Hon-Prof. Dr. Meinrad Walter bis zum Jahresende 2017 diese Aufgabe. Beiden gilt herzlichster Dank für ihre Verdienste um das Institut für Kirchenmusik.

David Franke hat in Stuttgart, Kopenhagen und Berlin studiert, gewann wichtige Preise (u.a. „Grand Prix d’Improvisation de Chartres“ 2008) und schloss 2009 seine Studien an der Universität der Künste Berlin mit dem „Konzertexamen Orgel mit Auszeichnung“ und dem „Konzertexamen Orgelimprovisation mit Auszeichnung“ ab. Von 2009-2018 war er Kirchenmusiker an St. Wenzel Naumburg/Saale und hier Organist der Hildebrandt-Orgel von 1746, einer der weltweit wichtigsten Denkmalorgeln, an deren Planung und Abnahme Johann Sebastian Bach beteiligt war. 2009-2018 war er zudem hauptamtlich Dozent für Orgelimprovisation an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart sowie Lehrbeauftragter für Orgel und Orgelimprovisation an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle/Saale.

Neubesetzungen der Lehraufträge für Gregorianik, Orgelstilkunde und Orgelbaukunde

Im Wintersemester 2017/18 nahm Stefan Metz (Dekanatskirchenmusiker an der Stadtpfarrkirche Vilsbiburg) in Nachfolge von Prof. Dr. Christoph Hönerlage, der 2016 einem Ruf an die Hochschule für katholische Kirchenmusik & Musikpädagogik Regensburg gefolgt war, seine Lehrtätigkeit im Fach Gregorianik und deutscher Liturgiegesang einschließlich Schola Gregoriana auf.

Nach dem Ausscheiden von Dr. Michael Belotti und KMD Burkhart Goethe waren auch die Lehraufträge für Orgelstilkunde und Orgelbaukunde neu zu besetzen: 

Zum Sommersemester 2018 übernahm Andreas Liebig (Münsterorganist zu Basel) den Lehrauftrag für Orgelstilkunde und KMD Thomas Haller (Bezirkskantor an der Stadtkirche Aalen) den Lehrauftrag für Orgelbaukunde. 

Dr. Michael Belotti und KMD Burkhart Goethe gilt ein herzlicher Dank des Instituts für Kirchenmusik für ihre langjährige Lehrtätigkeit an der Musikhochschule Freiburg.

Allen neuen Kollegen ein herzliches Willkommen am Institut für Kirchenmusik und an der Hochschule – Studierende und Lehrende freuen sich gleichermaßen auf die Zusammenarbeit und die neuen Impulse in der Lehre.

Gemeinsame Klassenstunden und Vortragsabende aller Orgelstudierenden

Am 13. Dezember 2017 fand in der Universitätskirche ein Vorspielabend für Orgel statt, bei dem Studierende aller Orgelklassen adventliche Orgelwerke und Improvisationen spielten. Hon-Prof. Dr. Meinrad Walter ergänzte den Abend auf gelungene Weise mit musikalisch-theologischen Reflexionen zur erklungenen Musik. Daran schloss sich eine gemeinsame Weihnachtsfeier von Orgelstudierenden und -lehrenden an.

Als Novum in der Freiburger Orgelausbildung gibt es seit Sommersemester 2018 gemeinsame Klassenstunden und gemeinsame Vortragsabende aller Orgelstudierenden:

Wöchentlich jeden Donnerstag um 9 Uhr findet im Konzertsaal der Musikhochschule eine gemeinsame Klassenstunde aller Orgelstudierenden statt. Dabei spielen Studierende der verschiedenen Orgelklassen Orgelwerke und Improvisationen und erhalten ein Feedback von Kommilitonen und Lehrenden. Dabei kommen durchaus verschiedene Meinungen und Eindrücke zum Ausdruck, worin der besondere Reiz und das „Lern-Plus“ dieses neuen Formats besteht.

Am Dienstag, dem 29. Mai 2018, fand in der Ludwigskirche ein gemeinsamer Vortragsabend der Orgelklassen von Prof. Matthias Maierhofer und Prof. David Franke mit Orgelwerken von Dietrich Buxtehude, Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn-Barthold, Maurice Duruflé und Henri Mulet statt.

Am Dienstag, dem 26. Juni 2018, spielten Studierende der Orgelimprovisationsklassen von Stephan Kreutz, Jörg Schwab und Prof. David Franke bei einem gemeinsamen Vortragsabend in der Ludwigskirche Improvisationen in unterschiedlichen Stilen und Formen, bevor wiederum am Mittwoch, dem 11. Juli 2018, in der kathol. Kirche St. Barbara Littenweiler Studierende der Orgelklassen von Prof. Matthias Maierhofer und Prof. David Franke bei einem gemeinsamen Vortragsabend Orgelwerke von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Max Reger, Maurice Duruflé und Jean Langlais darboten.

Orgelfahrt nach Mitteldeutschland

Vom 23. Bis 29. Juli 2018 fand eine gemeinsame Orgelfahrt aller Orgelstudierenden nach Mitteldeutschland statt. Dabei konnten die Studierenden einmalige Erfahrungen an bedeutenden historischen Orgeln sammeln, die zum Teil in engster Verbindung mit dem Orgelschaffen wichtiger Komponisten stehen: So war Gelegenheit, einen ganzen Abend an der Ladegast-Orgel des Merseburger Domes zu verbringen, deren Klanglichkeit und technische Neuerungen Franz Liszt einst zu seinen großen Orgelwerken inspirierten. Fast einen Tag lang hatten die Studierenden Zeit, die Hildebrandt-Orgel von St. Wenzel Naumburg kennen zu lernen, an deren Planung und Abnahme 1746 Johann Sebastian Bach beteiligt war und wo sich die Bachsche Klangwelt heute noch am authentischsten erleben lässt. Hier an der Hildebrandt-Orgel von St. Wenzel fand ein Konzert der Studierenden mit Werken  J.S. Bachs statt, und ein Besuch im Stadtarchiv Naumburg ermöglichte den Einblick in wertvolle Originaldokumente aus 500 Jahren Kirchenmusikgeschichte. Weitere Stationen der Orgelreise waren die Thomaskirche Leipzig mit Bach- und Sauerorgel, die Silbermannorgeln der Dresdner Hofkirche, des Freiberger Domes, der Petrikirche Freiberg, Silbermann- und Oehme-Orgeln im Erzgebirge, die Hildebrandt-Orgel der Kirche zu Störmthal bei Leipzig, die Scherer-Orgel in Tangermünde, die Mendelssohnorgel Leipzig-Möckern, ein Besuch der Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider/Dresden, und am Bach-Todestag (28. Juli) ein Besuch im Bach-Archiv Leipzig, eines Orgelkonzertes in der Leipziger Thomaskirche sowie eines Nachtkonzertes zu Bachs Todestag an der Ladegast-Orgel des Merseburger Domes. Mit dem Besuch der Wartburg bei Eisenach, auf der Martin Luther einst das Neue Testament ins Deutsche übersetzte, endete am 29. Juli eine Woche in Mitteldeutschland voller unvergesslicher Eindrücke.

David Franke

Meisterkurs mit Ton Koopman an der Musikhochschule Freiburg im September 2017

Der Moment bevor man einem großen Namen begegnet – einem Namen, der allseitige Bewunderung genießt, mit Karriere und vielen Jahren Erfahrung: Was für eine Person steht wohl dahinter? Man kennt ja nur das Produkt. Woraus ist der große Name gewachsen? Wie wird sich die Zusammenarbeit zwischen großem Meister und Studierenden gestalten? 

Als Ton Koopman zur ersten gemeinsamen Probe kommt, werden solche Zweifel schnell zerstreut. Der quirlige, weißhaarige Mann von kleiner Statur zieht die Aufmerksamkeit aller auf sich, ohne die Stimme zu erheben, und vermag in dem Ensemble von ca. 40 Sängern und Instrumentalisten alles wahrzunehmen und jedem mit gutem Rat zur Seite zu stehen. Er behandelt alle Mitwirkenden gleichwertig, mit Blick für die spezifischen Probleme jedes Instruments, und wenn er einzelnen Musikern Tipps gibt, sei es die dritte Blockflöte, die zweite Bratsche oder die Altgruppe, durchdringt der Effekt doch immer das ganze Ensemble. Sein umfassendes Wissen und die Begeisterung am Proben führt zu einer Arbeitsatmosphäre, in der jeder Moment spannend bleibt und ein effizientes Vorankommen gesichert ist. Für die Erarbeitung der drei Bach-Kantaten standen nur drei Tage zur Verfügung – dadurch wurden manche Proben zum Konzentrationsmarathon, beispielsweise für das von ihm sehr beachtete und mit Wünschen überhäufte Continuo. Um der wunderbaren Musik willen wurde den Musikern auch abverlangt, sich von der festen Orientierung des Probenplans bald zu verabschieden. 

Die Ludwigskirche ermöglichte eine hervorragende Atmosphäre. Die unkomplizierte Raumsituation sowie Kaffee und Kuchen in den Pausen trugen wesentlich zum positiven Kontakt unter allen Beteiligten bei – nicht zu vergessen das schöne frühherbstliche Wetter und die Besucher, die sich zu den öffentlichen Proben einfanden. 

Am Donnerstag im Podiumsgespräch zwischen Ton Koopman und Meinrad Walter, Bachexperte aus Freiburg, wurde mit Moderation von Frank Markowitsch eine Annäherung an Bachs Genie und Schaffensprozess unternommen. Viele Anekdoten und interessante Details über sein Leben bereicherten das Wissen des Publikums von rund zwei Dutzend. Koopmans Freude an der jungen Generation, die schon auf Basis vieler aufführungspraktischer Selbstverständlichkeiten gestalten kann, wurde deutlich; deren Aufgabe sei es, seiner Generation Fehler aufzuzeigen. Da ist er dann auch gerne bereit, einzugestehen: „Oh, wir lagen falsch!“. 

Beim Abschlusskonzert am Freitag wurde der restlos ausverkauften Ludwigskirche ein rundum gelungenes Ergebnis präsentiert, mit hervorragenden Einzelleistungen und berührend schönem Ensemblemusizieren. Auf die stehenden Ovationen hin wurde noch einmal der Eingangschor von BWV 127, „Herr Jesu Christ, wahr’ Mensch und Gott“ – einer Lieblingskantate Ton Koopmans – zum Erklingen gebracht. 

Die Tage mit Ton Koopman waren eine bleibende Inspiration für den Werdegang der Künstler der nachfolgenden Generation. Seine ansteckende Musizierfreude, die er sich über jahrzehntelange Bekanntschaft und unzählige Begegnungen mit der Musik erhalten hat und mit Freuden weitergibt, machte seinen Besuch zu einem außerordentlich wertvollen Erlebnis; darüber hinaus schuf die projektmäßig konzentrierte Arbeitsphase des großen Ensembles besondere Vernetzungen in der Hochschulgemeinschaft. Großer Dank ergeht an die Professoren Agnes Dorwarth, Gottfried von der Goltz und Frank Markowitsch, den Förderverein der Hochschule sowie die Ludwigskirchengemeinde, dass sie den Meisterkurs ermöglicht haben; der Wunsch nach weiteren Projekten dieser Art ist bei allen Beteiligten groß! 

Martin Jantzen, Simon Albrecht 

Abschlussbericht Oratorienkurs Akademisches Jahr 2017/18 

Das von Prof. Frank Markowitsch betreute Format des Oratorienkurses bietet Studierenden der Fächer Dirigieren, Kirchenmusik und Schulmusik die Möglichkeit, sich intensiv mit bedeutenden oratorischen Werken der Musikgeschichte auseinanderzusetzen und diese im Rahmen eines Werkstattkonzertes aufzuführen. Im Wintersemester 2017/18 standen ausgewählte Kantaten aus J.S. Bachs Weihnachtsoratorium auf dem Programm, die am 05.12.17 in der Friedenskirche von einem stark besetzten Chor unter dem wechselnden Dirigat der Studierenden aufgeführt wurden. Der jedes Semester neu zusammengestellte Projektchor setzt sich traditionellerweise nicht nur aus Studierenden der Hochschule, sondern auch aus engagierten Laiensängerinnen und –sängern zusammen, die sich über die Gelegenheit freuen, an einem Hochschulprojekt mitwirken zu können. Da das Weihnachtsoratorium sich jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit allgemeiner Beliebtheit erfreut, konnte neben dem Projektchor auch das Orchester zum Mitspielen für hochschulexterne Musiker*innen geöffnet werden. Die oft recht knappe Probenzeit setzt eine gute Kenntnis und Vorbereitung des entsprechenden Werkes bei Musizierenden und Dirigierenden voraus und verlangt eine klare Kommunikation in der Probenarbeit. Besondere Herausforderung ist der häufige Wechsel der Dirigierenden, der bei der Aufführung des Weihnachtsoratoriums teilweise bereits nach einem Rezitativ und Choral stattfand, sodass auch die niedrigeren Semester die Gelegenheit erhielten, das große Ensemble zu dirigieren.

Nach der erfolgreichen Erarbeitung der Kantaten I-III und VI aus dem Weihnachtsoratorium wandte sich der Oratorienkurs im Sommersemester mit dem Elias von Felix Mendelssohn romantischem Repertoire zu. Das 1846 beim Musikfestival in Birmingham uraufgeführte Werk besticht nicht zuletzt durch eine Vielzahl an voluminösen Chören und seine ausgesprochen dramatische Anlage, hält aber ebenso anspruchsvolle Rezitative bereit. Neben der dirigiertechnischen Erarbeitung lernen die Studierenden im Oratorienkurs weitere Aufgaben kennen, die im späteren Berufsleben von großer Relevanz sind: So wird beispielsweise das Vorsingen der Bewerber für die solistischen Partien gemeinsam angehört und besprochen. Das Konzept des „Werkstattkonzertes“ erlaubt es, ein gesamtes Werk nicht nur unter mehreren Dirigierenden aufzuteilen, sondern auch teilweise Solopartien mehrfach zu besetzen, sodass sich auch die Interpreten im Konzert abwechseln. So erhalten möglichst viele Gesangsstudierende die Chance, Erfahrungen in ihrem angestrebten Tätigkeitsfeld zu sammeln, ohne gleich der vollen Verantwortungslast ausgesetzt zu sein, eine ganze Oratorienpartie alleine realisieren zu müssen. Bereits in der Probenarbeit wird auf eine gelungene musikalische Kommunikation zwischen Solisten und Dirigenten geachtet, von der beide Seiten gleichermaßen profitieren.

Im Hinblick auf eine effektive Probenarbeit mit dem Orchester wird eine sinnvolle Bezeichnung des Orchestermaterials diskutiert. Hier gab in diesem Sommersemester Anne-Katharina Schreiber, die den Elias im April mit dem Freiburger Barockorchester gespielt hatte, wertvolle Anregungen.

Besonderer Höhepunkt ist in jedem Semester die gemeinsame abendliche „Tafelrunde“, die neben kulinarischen Freuden auch musikwissenschaftliche und theologische Interpretationsansätze bereithält, die von Prof. Dr. Joseph Willimann und Dr. Meinrad Walter fachkundig und unterhaltsam vermittelt werden.

Nach nur wenigen Chor- und Orchesterproben gastierte der Oratorienkurs mit Mendelssohns Elias schließlich am 8. Juni in der Friedenskirche. Die Musiker*innen freuten sich über ein zahlreiches Publikum, unter dem sich auch einige 

Professorinnen und Professoren, nicht zuletzt der Fachbereiche Gesang und Dirigieren, befanden. Die Wahrnehmung und Wertschätzung der Oratorienkurs- Projekte durch die Musikhochschule trägt maßgeblich zum Gelingen des Formats bei und unterstützt die Vernetzung und Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachgruppen, auf die das Format angewiesen ist.

Der Oratorienkurs 17/18 bedankt sich herzlich bei allen Mitwirkenden, bei Tutorin Tabea Knerner für die koordinierte Organisation und bei Prof. Frank Markowitsch für seinen unermüdlichen Einsatz für die Realisierung beider Projekte. 

Im Namen des Oratorienkurses 17/18 Julia Lorenz 

Erdbeben, Theodizee und Paukentremolo: Musikalisch-philosophische Diskussion und Aufführung der „Donnerode“ von Telemann

Mit gregorianischem Psalmodieren in Georg Friedrich Händels „Magnificat“ und bedrohlichem Paukengrollen in Georg Philipp Telemanns „Donner-Ode“ kam das von Prof. Frank Markowitsch initiierte und geleitete Barock-Projekt des Wintersemesters 2017/18 zu einem einen affekt- und effektvollen Abschluss. Zu hören waren mit Vokalsolisten sowie Chor und Barockorchester der Hochschule am 4. Februar 2018 in der Evangelischen Stadtkirche Müllheim (Leitung: Dirigierstudenten) und am 5. Februar im Wolfgang-Hoffmann-Saal der Musikhochschule (Leitung: Frank Markowitsch) das lateinisch-katholische Frühwerk Händels, das zur Vesperliturgie gehört, bald in Vergessenheit geriet und erst im 20. Jahrhundert neu entdeckt wurde – sowie das zweiteilige Spätwerk Telemanns in deutscher Sprache, das nach dem erstem gottesdienstlichen Erklingen bald auch konzertant und überregional ein spektakulärer Erfolg war. 

Telemann hat die „Donnernde Ode“, ein bis heute rätselhaftes Werk, als 75jähriger Hamburger „Director Musices“ auf Psalmworte komponiert. Der nicht vom Komponisten stammende Titel bezieht sich auf die exponierten Paukenklänge, die das Donnergrollen vergegenwärtigen: „Es donnert, dass er verherrlicht werde“ als Duett für zwei Bässe und Pauken, mit Streichern und Oboe. Der Berliner Dichter Karl Wilhelm Ramler schreibt in einem Brief vom 11. Dezember 1757, dass Telemann das Stück „bey Gelegenheit der Erdbeben verfertiget“ habe. Demnach ist es eine komponierte Reaktion auf das verheerende Erdbeben, das am Vormittag von Allerheiligen 1755 die Stadt Lissabon und nicht nur sie verwüstet hat, bei dem zigtausende Menschen umkamen, was wiederum in Philosphie, Theologie und Kunst zahlreiche kontroverse Diskussionen zur Frage der „Theodizee“ aufgeworfen hat: Wie kann Gott das zulassen? Warum straft er Unschuldige? Und zerbricht jetzt nicht das tradierte Gottesbild mitsamt dem optimistischen Weltbild der frommen Aufklärung? Voltaire spottet, Rousseau widerspricht, Kanzelprediger besänftigen, Kant argumentiert … 

Telemann aber komponiert unter dem Eindruck dieser Naturkatastrophe. Und das war Grund genug, in einer moderierten Hauptprobe im Wolfgang-Hoffmann-Saal mit Publikum sowie den Professoren Dr. Oliver Müller (Philosophische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität) und Dr. Meinrad Walter (Musikhochschule) die Geschehnisse von Lissabon mitsamt der „komponierten Resonanz“ Telemanns genauer zu betrachten. Heisenberg-Professor Oliver Müller führte in die geistesgeschichtlichen Zusammenhänge der Theodizee-Frage ein; Meinrad Walter kommentierte musikalisch-theologisch die einzelnen Sätze des Werkes. Wie lässt sich Telemanns Position fassen? Zwischen dem Festhalten an traditionellen Lehren und deren gänzlicher Ablehnung findet er seine zwischen den Extremen vermittelnde Lösung in einer Ästhetik des Erhabenen. Er musikalisiert, was seine Zeitgenossen mit paradoxen Begriffen wie dem „furchtbaren Schönen“ in der Natur oder dem „angenehmen Grauen“ als Reaktion der erstaunten Betrachter zu fassen versuchten.

Wenn die beiden Bässe, vom majestätisch-bedrohlichen Donnergrollen irritiert, nach Takt und Melodie suchen, wird Telemanns ästhetisches Konzept deutlich. Nicht um lautmalerisches Komponieren geht es, sondern um die Inszenierung von Phänomenen wie Überwältigung, Empfindung der schrecklich-faszinierenden Größe Gottes und „Lobgesang“ trotz Katastrophe. Dieser dritte Teil des Barock-Projekts regt dazu an, auch in Zukunft den Horizont künstlerisch-pädagogisch zu weiten und Musik aller Epochen in den Mittelpunkt solch interdisziplinärer Projekte und Diskurse zu stellen. Die philosophische Diskusson beleuchtet neu und anders das Werk, auch im Sinne der Musikvermittlung für ein Konzertpublikum. Und das Erlebnis des Musik-Machens wie des Hörens kann immer neu das Nachdenken inspirieren. Auch über die Theodizee, zu der das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, obwohl schon unzählige Beiträge dazu verfasst und sogar komponiert worden sind.

Musikalisch-theologische Kooperation mit der Universität

Seit Gründung des Instituts für Kirchenmusik 2012 wurde die Kooperation mit der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität mit Leben gefüllt, etwa bei einem gemeinsamen Studientag zum Gebet- und Gesangbuch Gotteslob (2014) oder im Rahmen interdisziplinärer Lehrveranstaltungen an der von Prof. Stephan Wahle geleiteten „Arbeitsstelle Liturgie, Musik und Kultur“. Ein neuer Akzent ist nun die an der Theologischen Fakultät im Rahmen der Reakkreditierung der Studiengänge eingeführte einstündige Vorlesung „Einführung in die Kirchenmusik“ mit historischen und aktuellen Themen von den altkirchlichen Hymnen bis zu Oratorien der Gegenwart. Die Dozenten im Sommersemester 2018 waren Hon.-Prof. Meinrad Walter und Boris Böhmann, der frisch zum Honorarprofessor der Fakultät ernannte Domkapellmeister und Leiter der Freiburger Dommusik. Die neue Vorlesung wird alle vier Semester stattfinden und bietet neben der Wissensvermittlung zahlreiche Chancen für Dialoge: von Aufführungsbesuchen bis zur Diskussion über die künstlerischen und pastoralen Rollen im Gemeindeleben. Anfang Juli ging es auch um das Thema „Improvisation“. Studierende der Theologie und der Kirchenmusik konnten dabei mit Prof. David Franke, dem Leiter des Instituts für Kirchenmusik, ins Gespräch kommen: über sein Orgelkonzert mit sinfonischen Improvisationen am Vorabend im Freiburger Münster, über die liturgisch-konzertanten Chancen des Instruments Orgel sowie über zukünftige gottesdienstliche Perspektiven der kirchenmusikalisch-theologischen Kooperation. Im kommenden Wintersemester wird es ein interdisziplinäres Seminar über J. S. Bachs Matthäuspassion (Professoren Böhmann, Hoping, Marquard, Walter) mit den Aspekten Musik, Theologie, Aufführungspraxis und Rezeption geben.

Meinrad Walter

Stellenbesetzungen durch Freiburger Alumni

Max Deisenroth, Student der Studiengänge Master Kirchenmusik und Master Orgelimprovisation in den Klassen von Prof. David Franke, Prof. Matthias Maierhofer und Prof. Frank Markowitsch wurde auf die hauptamtliche Stelle als Kirchenmusiker in der Kirchengemeinde Nord-Ost St. Raphael in Karlsruhe, Dienstsitz St. Bernhard, berufen. Dienstbeginn wird der 1.August 2018 sein.

Zu seinen Aufgaben gehört u.a. die Präsentation der neuen Mühleisenorgel (54/IIIP), gebaut 2018, sowie ein Zusatzauftrag der Erzdiözese Freiburg im Fach Orgel.

Christian Drengk, Kantor an St. Reinoldi Dortmund und Leiter des Dortmunder Bachchores           

Clemens Bosselmann, Kantor in Wiesbaden-Schierstein, Leiter der Schiersteiner Kantorei und Propsteikantor für Süd-Nassau

Preise bei Orgelwettbewerben

1. Preis beim Swiss International Organ Competition in Saint Maurice

Kumi Choi (Studentin der Solistenklasse Orgel bei Prof. Matthias Maierhofer) gewann den mit 10000 Franken dotierten 1. Preis des 9. Swiss International Organ Competition 2018 in Saint Maurice, Schweiz.

Unter der Präsidentschaft von Georges Athanasiadès bewertete eine internationale Fach Jury bestehend aus Daniel Beckmann, Arvid Gast, Alessio Corti, Vincent Genvrin, Alexander Maier und Benjamin Righetti die Interpretationen der 40 eingeladenen Organistinnen und Organisten aus 12 Nationen. 

Kumi Choi, die im Mai zudem ein Studienabschluss-Stipendium des DAAD erhalten hatte, wurde durch denn Gewinn dieses renommierten Wettbewerbes zudem bei bedeutenden Konzertreihen eingeladen. 

1. Preis in Kitzbühel

David Kiefer (Student BA Kirchenmusik und Schulmusik in der Orgelklasse von Prof. Matthias Maierhofer) hat beim 1. Maria Hofer Orgelwettbewerb in Kitzbühel (Österreich) den 1. Preis gewonnen. 

Er wird ab September für ein Jahr am Pariser Conservatoire Superieur in den Klassen von Michel Bouvard und Olivier Latry ein Erasmusstudium verbringen. 

Preisträger beim internationalen “Daniel Herz“ Orgelwettbewerb 2018

Julian Handlos ( Student MA Kirchenmusik und Schulmusik in den Orgelklassen von Prof. David Franke und Prof. Matthias Maierhofer ) wurde beim 6. internationalen “Daniel Herz“ Orgelwettbewerb der 3. Preis verliehen. Der Wettbewerb fand vom 07. bis zum 14. September 2018 in Brixen (Italien) statt und zählt zu den führenden Wettbewerben der historisch informierten Aufführungspraxis an der Orgel. 

Konzertreise nach Russland

In Folge des Preises in Brixen wurde Julian Handlos von Prof. Daniel Zaretsky (St. Petersburg) zu einer umfänglichen Konzertreise im November 2018 nach Russland eingeladen. Die Konzerte finden u.a. in den Philharmonien von Jekaterinburg, Omsk, Pensa und St. Petersburg statt.

Preisträger beim 1. Maria Hofer Wettbewerb

Beim 1. Maria Hofer Wettbewerb in Kitzbühel wurde Julian Handlos ( MA Student der Schul- und Kirchenmusik in den Orgelklassen von Prof. David Franke und Prof. Matthias Maierhofer) ein 2. Preis verliehen. Der Wettbewerb fand im Rahmen der Internationalen Orgelakademie Kitzbühel (Österreich) im September 2018 statt.

Stipendien

Ramona Hummel, Studentin der Studiengänge Master Kirchenmusik und Schulmusik in den Klassen von Prof. David Franke,  Prof. Matthias Maierhofer und Prof. Frank Markowitsch wurde mit dem Deutschland Stipendium ausgezeichnet. 

Max Deisenroth, Student der Studiengänge Master Kirchenmusik und Master Orgelimprovisation in den Klassen von Prof. David Franke, Prof. Matthias Maierhofer und Prof. Frank Markowitsch, erhält ein Stipendium des Albertus Magnus-und Hildegardis-Vereins (AMHV) der Erzdiözese Freiburg, durch das eine finanzielle Förderung erfolgt.

Kumi Choi, Studentin der Solistenklasse Orgel bei Prof. Matthias Maierhofer erhielt ein Studienabschluss - Förderstipendium des DAAD. 

Julia Lorenz, Studentin der Kirchenmusik und Schulmusik in den Klassen von Prof. David Franke, Stephan Kreutz und Steffen Schreyer, wurde als Stipendiatin des Evangelischen Studienwerks Villigst aufgenommen.