Rückblick 2021/22

Die Orgel-Studiengänge im Studienjahr 2021/2022

Kurt-Boßler-Orgelwettbewerb, neues Abschluss­prüfungsformat und Meisterkurse

 

Der »3. Internationale Kurt-Boßler-Orgelwettbewerb Freiburg« 2021

Im November 2021 fand der »3. Internationale Kurt-Boßler-Orgelwettbewerb Freiburg« statt. Die Wettbewerbsrunden wurden in der Ludwigskirche und in der Friedenskirche Freiburg sowie im Wolfgang-Hoffmann-Saal der Hochschule für Musik Freiburg ausgetragen. Für den Wettbewerb, der nach dem Komponisten Kurt Boßler benannt ist, der als Organist unter anderem an der Friedenskirche Freiburg wirkte, hatten sich zahlreiche junge Musikerinnen und Musiker (Höchstalter: 35 Jahre) aus aller Welt beworben. Eingeladen wurden Kandidatinnen und Kandidaten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Portugal, Polen, Griechenland, Ungarn, Russland sowie aus mehreren asiatischen Ländern. Elf junge Talente traten in der Kategorie »Orgel solo« an, drei Duos in der bei Wettbewerben selten vergebenen »Sonderwertung Kammermusik« – dann mit Orgel als Begleitinstrument neben Querflöte oder Gesang. Die Gewinnerinnen und Gewinner der insgesamt sechs Preise zwischen 5.000 und 1.000 Euro Preisgeld wurden gekürt von einer international besetzten Jury unter dem Vorsitz von Prof. David Franke, Leiter des Instituts für Kirchenmusik der Hochschule für Musik Freiburg.

»Wir konnten aus vielen, sehr vielversprechenden internationalen Kandidatinnen und Kandidaten auswählen. Von dem Wettbewerb erhoffen wir uns nicht nur, die ausdrucksstarke und vielseitige Kompositionskunst Kurt Boßlers noch bekannter zu machen, sondern auch, Nachwuchstalente aus aller Welt untereinander zu vernetzen, damit sich daraus neue kreative Verbindungen ergeben«, erklärt Prof. David Franke. Organisiert wird der Kurt-Boßler-Orgelwettbewerb seit dem Jahr 2011, dem hundertsten Geburtstag des Komponisten, von den »Freunden und Förderern der Musik Kurt Boßlers« unter Federführung seiner Tochter Irmela Boßler. Sie ist ebenfalls Musikerin und seit dem Jahr 1993 als Professorin für Querflöte an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig tätig.

Die Preisträgerinnen und Preisträger

Den »Sonderpreis für Kammermusik« in Höhe von 2.000 Euro erhielt das Duo Antigoni Chalkia (Sopran) und Clara Ernst (Orgel).

Preise im Rahmen der Wertung »Orgel solo«:

  • Den ersten Preis in Höhe von 5.000 Euro gewann Johannes Krahl (Leipzig), Orgel.
  • Den zweiten Preis in Höhe von 2.500 Euro erhielt Pierre-François Purson (Caen/Frankreich), Orgel.
  • Der dritte Preis in Höhe von 1.500 Euro ging an Lukas Euler (Leipzig), Orgel.
  • Den »Sonderpreis der Gesellschaft der Orgelfreunde e. V.« in Höhe von 1.000 Euro gewann Johannes Krahl (Leipzig), Orgel.
  • Der »Sonderpreis für die beste Interpretation eines Werks von Kurt Boßler« in Höhe von 1.000 Euro ging an Pierre-François Purson (Caen/Frankreich), Orgel.

Flankiert wurde der Wettbewerb von einem Konzert der Orgelmitglieder der Jury: An den Orgeln des Freiburger Münsters gestalteten Bine Bryndorf (London/Kopenhagen), Henry Fairs (Berlin), David Franke (Freiburg) und Daniel Maurer (Strasbourg) am Abend des 5. November 2021 ein gemeinsames Konzert mit Werken von Michael Praetorius, Georg Friedrich Händel, Charles-Marie Widor, Claude Debussy, Jehan Alain sowie Improvisationen.

Auch die Preisträger der Kategorie »Orgel solo« waren nochmals in einem gesonderten Preisträgerkonzert zu hören, das am 6. November 2021 im Wolfgang-Hoffmann-Saal der Hochschule für Musik Freiburg stattfand.

Orgelvortragsabende, Orgelexkursion und neues Abschlussprüfungs-Format im Hauptfach »Liturgisches Orgelspiel/Improvisation« im Rahmen des Studiums Masters Kirchenmusik

Im Studienjahr 2021/2022 fanden mehrere Orgel-Vortragsabende an der Schuke-Orgel im Wolfgang-Hoffman-Saal der Hochschule für Musik Freiburg statt. Zu hören waren dabei Orgelkompositionen verschiedenster Epochen sowie Orgelimprovisationen, gespielt von Orgelstudierenden der Hochschule für Musik Freiburg.

Im Bereich der Orgelimprovisation wurde zum Beginn des Wintersemesters 2021 eine grundlegende Neuerung eingeführt: Die Abschlussprüfung im Hauptfach »Liturgisches Orgelspiel/Improvisation« im Rahmen des Studiums Master Kirchenmusik fand zum ersten Mal innerhalb eines realen Gottesdienstes statt.Dieser wurde im Oktober 2021 als Semestereröffnungs-Gottesdienst von Studierenden und Lehrenden der Hochschule für Musik sowie weiteren Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern in der Friedenskirche Freiburg gefeiert. Liturgie und Predigt hielten Pfarrerin Angela Heidler, Stadtdekanin der Evangelischen Kirche in Freiburg, sowie Prof. Dr. Meinrad Walter (Hochschule für Musik Freiburg/Amt für Kirchenmusik der Erzdiözese Freiburg).

Die Orgel, gespielt von Prüfling Julian Beutmiller, hatte die Aufgabe, alle musikalischen Teile des Gottesdienstes zu improvisieren, wobei sich dies nicht allein auf die vielseitige und facettenreiche Begleitung der Liturgie und der gesungenen Choräle einschließlich Vor- und Nachspiele beschränkte: Die Orgel war auch in vielen anderen Gottesdienstmomenten zu erleben, etwa im Dialog zwischen Predigt und ihrer musikalischen Ausdeutung, Untermalung oder auch Kontrastierung durch Orgelimprovisationen, sowie im Rahmen einer versweisen Orgelimprovisation über die einzelnen Strophen des Gloria-Liedes »Allein Gott in der Höh sei Ehr«.

Ziel des neuen Prüfungsformats ist ein größerer Praxisbezug sowie das selbstständige Interagieren der Prüfungskandidatinnen und -kandidaten im Fach »Liturgisches Orgelspiel/Improvisation« innerhalb der breiten Gestaltungsmöglichkeiten eines Gottesdienstes auf Augenhöhe mit den anderen liturgisch Handelnden. Auch die gemeinsame Improvisation mit weiteren Musikerinnen und Musikern oder zu Texten oder Bildern ist im neuen Prüfungsformat möglich. Weitere Abschlussprüfungen im Fach »Liturgisches Orgelspiel/Orgelimprovisation« in Gottesdiensten folgten im Sommersemester 2022.

Ebenfalls im Sommersemester 2022 fand eine eintägige Exkursion der Orgelklasse von Prof. Matthias Maierhofer zu Orgeln in Kirchen der Freiburger Umgebung statt.

Orgel-Meisterkurse im Studienjahr 2021/2022

Im November 2021 gab Prof. Bine Bryndorf (London/Kopenhagen) einen Meisterkurs zum Thema »Das Orgelwerk Johann Sebastian Bachs« für Orgelstudierende der Hochschule für Musik Freiburg. Der Kurs fand an der Orgel der Ludwigskirche Freiburg statt und bot einen umfassenden Einblick in verschiedene Gattungen aus dem Orgelschaffen Johann Sebastian Bachs, von der Choralbearbeitung über die Triosonate bis hin zu Präludium beziehungsweise Fantasie und Fuge.

Ebenfalls an der Orgel der Ludwigskirche fand im Juli 2022 aus Anlass des diesjährigen Jubiläums César Francks (geboren 1822) ein Meisterkurs zum Thema »Das Orgelwerk César Francks« für Orgelstudierende der Hochschule für Musik Freiburg statt. Dozent war Olivier Penin, Organist der Basilika Sainte-Clotilde in Paris, an deren Cavaillé-Coll-Orgel César Franck bis zu seinem Tod im Jahr 1890 als Organist wirkte. Die Studierenden erhielten vom Dozenten, der gerade seine Gesamteinspielung der Orgelwerke Francks abgeschlossen hatte, im Rahmen der Kursarbeit viele interessante Impulse und hatten zudem die Gelegenheit, ihn im Rahmen eines Orgelkonzerts im Freiburger Münster mit Werken von César Franck und anderen Komponisten zu hören.

 

David Franke, Professor für Orgel und Orgelimprovisation und Leiter des Instituts für Kirchenmusik

 

 

»Le Roi David«

Hochschulchor und Kammerorchester führten im Juni 2022 ein Stück von Arthur Honegger auf

 

»Vive David!« schallt es laut durch den Konzertsaal. Bisins Foyer der Musikhochschule sind der Hochschulchor, Blasinstrumente, Klavier und Schlagwerk zu hören. Ich blicke in konzentrierte und freudige Gesichter im Chor. Die Instrumentalistinnen und Instrumentalisten bewegen sich angeregt zu der gewaltigen Musik, die abwechslungsreicher nicht sein könnte. Jazz-Skalen vermischen sich mit modernen Klängen, zwischendrin bachähnliche Kompositionen…

Der Hochschulchor führte in diesem Jahr das musikalische Kunstwerk »Le Roi David/König David« von Arthur Honegger auf – eine besondere Herausforderung für das junge Ensemble. Seit Anfang des Semesters schuf Prof. Frank Markowitsch einen tollen Zugang zu der musikalischen Sprache dieses Werks. Nach und nach sprang seine Begeisterung auf uns, den Chor, über: Bereits bei unserem Probenwochenende in Ochsenhausen wimmelte es nur so von Ohrwürmern aus diesem symphonischen Psalm. Als der französische Text saß, der Inhalt verständlich und der musikalische Bogen erkenntlich wurde, gewann die Komposition mehr und mehr Zuspruch bei uns Sängerinnen und Sängern. Wir gewannen Spaß an komplizierten Rhythmen und kniffligen Einsätzen. Uns faszinierten die eingängigen Melodien auf der einen und die atonalen Partien mit schweren Sprüngen auf der anderen Seite. Dank Prof. Katharina Kutsch und einiger ihrer Methodik-Studierenden, die nach Ochsenhausen anreisten, um uns zu unterstützen und technisch weiterzuhelfen, meisterten wir die extremen Lagen immer professioneller und trauten uns, richtig loszulegen.

Überzeugende Auftritte, glänzender Sprecher

Mit Frank Markowitsch und den drei Chorleitungsstudierenden Julian Beutmiller, Niklas Jahn und Justus Kirstein, die das zweite Konzert in Rottweil dirigierten, kamen wir zu überzeugenden Ergebnissen. Bei Proben und Konzerten glänzte der mitreißende Sprecher Till Krabbe. Er faszinierte alle mit seiner ausdrucksstarken Art des Sprechens und unterhielt uns zudem mit seiner lockeren, humorvollen Art. Gleichermaßen begeisterte das motivierte Orchester das Publikum. Mit zahlreichen Klangfarben zauberten die Instrumentalistinnen und Instrumentalisten unterschiedlichste Stimmungen, wodurch alle in die Zeit und Welt des biblischen König David mitgerissen wurden. Auch die Solistinnen und Solisten Hyeju Cheon, Ramona Laxy, Miriam Stelzer und Markus Emanuel beeindruckten mit außerordentlich virtuosen Partien. Die Solopassagen in Honeggers Werk lebten von besonders hohen und ausdrucksstarken Momenten. Alle Sängerinnen und Sänger bereicherten das Projekt auf eine sehr professionelle Art und Weise. Beide Konzerte waren ein toller Erfolg! Wir sind froh, dass wir diesen besonderen und intensiven Einblick in das Werk »Le Roi David« bekommen durften.

 

Klara Simon, Chortutorin und Studentin im Studiengang Bachelor Lehramt

 

 

Heinrich Schütz in Freiburg

Musikalische Exequien, Psalmen Davids und ein Symposium anlässlich des 350. Todestags des Komponisten

 

Heinrich Schütz, geboren am 8. Oktober 1585 in Köstritz, gilt als der bedeutendste deutsche Komponist des Frühbarock und als der erste deutsche Musiker von europäischem Rang. Anlass genug, ihn im Rahmen einer Reihe »Schütz in Freiburg« mit drei Veranstaltungen zu würdigen. Als er im November 1672 im hohen Alter von 87 Jahren verstarb, konnte er auf ein reiches und erfülltes Leben zurückblicken. Ein Leben, das auch von großen Schicksalsschlägen gezeichnet war: Schütz hatte innerhalb weniger Jahre seine Eltern, seine sehr junge Ehefrau, den einzigen Bruder und seine beiden Töchter verloren.

Durch die in Europa wütende Pest und die Auswirkungen des 30-jährigen Kriegs war das Thema Tod für ihn permanent präsent: »Unser Leben währet siebenzig Jahr. Und wenns hochkömmt, so sinds achtzig Jahr. Und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Müh und Arbeit gewesen« heißt es in den »Musikalischen Exequien« von 1636, die wir am 2. März 2022 im Rah-men des »Aschermittwochs der Künstlerinnen und Künstler« und an der Hochschule für Musik Freiburg in einer moderierten Probe mit Prof. Dr. Meinrad Walter näher beleuchten konnten.

Die »Psalmen Davids«, von denen zwölf im Mittelpunkt des Konzerts am 2. April 2022 standen, entstanden in den Jahren 1614 bis 1619. Sie stellen gewissermaßen einen Wendepunkt im musikalischen Werk von Heinrich Schütz dar, ziehen ein Resümee aus der frühen Jugend- und Studienzeit und markieren den Beginn seiner reiferen Schaffensphase. Die Vorrede der »Psalmen Davids« ist auf den 1. Juni 1619 datiert – gleichzeitig das Datum seiner Hochzeit mit Magdalena Wildeck.

In der Widmungsrede an den Kurfürsten Johann Georg I. erwähnt der Komponist, dass er »etzliche Teutsche Psalmen auf Italienische Manier komponiert habe, zu welcher (er) von (seinem) lieben und in aller Welt hochberühmten Praeceptore Herrn Johann Gabrieln (...) mit fleiß angeführet worden ... war.« Aus dem ausführlichen Titel – »Die Psalmen Davids sampt etliche Motetten und Concerten mit 8 und mehr Stimmen, nebst andern zweien Capellen / daß dero etliche auff drey und vier Chor nach beliebung gebraucht werden können« – ist ersichtlich, dass das Sammelwerk nicht nur Psalmvertonungen, sondern auch Motetten und Concerte enthält.

Fantasievoller Einsatz der Chöre

Neben der flexiblen Handhabung der Doppel- und Mehrchörigkeit setzt Schütz die Instrumental- und Vokalstimmen sowie Favorit- und Kapellchöre ausgesprochen fantasievoll ein. Zu letzteren schreibt er in dem ausführlichen Vorwort: »Müssen die Cori Fauoriti von den Capellen wol unterschieden werden. Cori Fauoriti werden von mir die jenigen Chor und Stimmen genennet / welche der Capellmeister an meisten fauorisieren / und auffs beste und lieblichste anstellen soll / da hingegen die Capellen zum starcken Gethön / und zur Pracht eingeführet werden.«

Das Konzertprogramm stellte 12 der insgesamt 26 Psalmen Davids vor: Hierbei waren prächtige 16-stimmige Stücke wie »Zion spricht« oder »Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn« eher intimeren achtstimmigen Vertonungen (lediglich mit Doppelquartett und Continuo) wie »An den Wassern zu Babel« (SWV37) gegenübergestellt.

Nach längeren Überlegungen hatten wir uns für eine Stimmtonhöhe von 465’ Hertz und eine mitteltönige Stimmung entschieden. Dies schien uns historisch überzeugend zu sein und führte zu einem besonders leuchtenden Klang. Sowohl die Favorit- als auch die Kapellchöre waren vokalsolistisch besetzt. Letztere dagegen gewannen ihre Strahlkraft aus der üppigen und farbigen Instrumentierung. Neben den beiden Konzerten fand am 1. April 2022 ein Symposium zu Leben und Wirken von Heinrich Schütz unter der Leitung von Prof. Dr. Felix Diergarten statt.

 

Frank Markowitsch, Professor für Chorleitung

 

 

Orgelexkursion des Seminars Orgelbaukunde

Fünf Studierende erkundeten historische und neue Orgeln in Süddeutschland

 

Die alljährliche Orgelexkursion des Seminars Orgelbaukunde im Institut für Kirchenmusik führte fünf Studierende vom 28. September bis zum 2. Oktober 2021 zu historischen und neuen Orgeln vom Bodensee bis zur Schwäbischen Alb. Ziel der Exkursion war das Spielen, Hören und technische Erkunden von Instrumenten des 18. bis 21. Jahrhunderts. Organisiert durch den Lehrbeauftragten Thomas Haller wurden nach einer Werkstattführung bei der Orgelfirma Rieger in Österreich die teils weltberühmten Barockorgeln von Ottobeuren, Ochsenhausen, Aalen, Rot und Wolfegg erkundet.

Orgelbau des 19. Jahrhunderts konnten die Studierenden an zwei Dorforgeln im Ulmer Land erkunden. Die weite Spanne des 20. Jahrhunderts zeigten die drei prominenten Orgeln in Giengen (Link 1906), Ulm Martin-Luther (Walcker 1928) und Heidenheim (Link-Bornefeld 1969). Die aktuellen Tendenzen des 21. Jahrhunderts zeigten die Instrumente in Langenau (Lenter 2014), Ulm (Link-Gaida 1910/2015), Aalen (Rieger 2009), Wiblingen (Winterhalter 2021) sowie die neue Orgel im Ulmer Münster (Kuhn 2021), die gerade im Chorraum installiert wurde. Die Exkursion endete mit einem Konzert aller fünf Organistinnen und Organisten in Aalen.

 

Thomas Haller, Dozent für Orgel und Orgelbaukunde

 

 

Irdische Vergänglichkeit und himmlischer Trost

Die »Musikalischen Exequien« von Heinrich Schütz beim Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler 2022

 

»Nacket bin ich vom Mutterleibe kommen, nacket werde ich wiederum dahinfahren…«, so intoniert der Tenor das »Wercklein« (Heinrich Schütz) beim Workshop im Wolfgang-Hoffmann-Saal der Hochschule für Musik Freiburg und später dann im Gottesdienst. Die Musik stammt aus dem Jahr 1636, mitten im Dreißigjährigen Krieg– und war zugleich ein stimmiger gottesdienstlicher Beginn in Freiburg am Aschermittwoch 2022, bei dem erstmals die Musikhochschule kooperierend mit dabei war. Auch »Verleih uns Frieden gnädiglich« aus der Geistlichen Chormusik (1648) sollte nicht fehlen, wenige Tage nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Die Rahmung war Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge Es-Dur für Orgel, gespielt von David Kiefer.

Schütz’ Musik wurde stimmig in die Wort-Gottes-Feier integriert

Ziel einer auch »liturgisch informierten Aufführungspraxis« war es, die Musik von Schütz in die Wort-Gottes-Feier (Vorsteher: Weihbischof Dr.Peter Birkhofer) mit Austeilung der geweihten Asche in der Kirche heilige Dreifaltigkeit stimmig zu integrieren. Gemeindegesang mit Liedern wie »Ach, wie flüchtig, ach, wie nichtig« und »Bekehre uns, vergib die Sünde« sowie Orgelimprovisationen (Niklas Jahn) »reagierten« auf die in solistischer Besetzung höchst lebendig musizierten Exequien.

Schütz hat in diesem Werk aus dem Jahr 1636 im Wesentlichen die biblischen Sprüche und Liedstrophen vertont, mit denen auch der Sarkophag seines Auftraggebers Heinrich Posthumus aufwendig »geziert« war. Am Aschermittwoch 2022 bildeten diese Bibelverse nun auszugsweise die Lesung der Wort-Gottes-Feier, vorgetragen von Studierenden der Katholischen Hochschule Freiburg. Die Feier schloss mit dem Canticum Simeonis, das Schütz in seiner räumlichen Klangregie mit der Verheißung »Selig sind die Toten« simultan kombiniert, gesungen von einem Terzett, nämlich »der vollendeten Seele mit zwei Seraphim«. Eine bleibend aktuelle Hoffnungsperspektive!

 

Dr. Meinrad Walter, Honorarprofessor für Liturgik