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Nachlass Eckehard Kiem

Unveröffentlichter Nachlass der Kompositionen
Unveröffentlichter Nachlass der Seminare und Vorträge
Bibliographie
Diskographie

Eckehard Kiem wurde am 12. September 1950 in Berka vor dem Hainich in der Nähe von Eisenach geboren. 1960 floh seine Familie in die Bundesrepublik und ließ sich in Frankenthal/Pfalz nieder. Nach dem Abitur in Mannheim, begann er dort das Musikstudium (Komposition, Musiktheorie, Schulmusik), das er ab 1970 in Freiburg fortsetzte. Peter Förtig (Musiktheorie), Wolfgang Fortner, Klaus Huber und Brian Ferneyhough (Komposition) waren in Freiburg seine prägenden Lehrer. 1974 erhielt er zunächst einen Lehrauftrag, schließlich 1980 eine Professur für Musiktheorie, die auch den Unterricht in Methodik umfasste. So wurde er zur zentralen Figur der Freiburger Hauptfachausbildung in Musiktheorie. Er hat während seiner knapp 40-jährigen Lehrtätigkeit zwei Generationen von Musiktheoretikern maßgeblich geprägt, seine Studenten unterrichten heute an vielen Hochschulen im In- und Ausland.

Obwohl es Eckehard Kiem, das Erbe seines Lehrers Peter Förtig weiterführend, maßgeblich zu verdanken war, dass sich das Fach Musiktheorie an der Freiburger Musikhochschule von der Komposition hat emanzipieren und als Fach eigenen Rechts behaupten können, so war er doch, wie die meisten Musiktheoretiker seiner Generation, »von Hause aus« Komponist. Er hat ein OEuvre hinterlassen, das kammermusikalische Kompositionen, Orchester- und Vokalwerke umfasst (s. Nachlass des Komponisten). Seinen stark strukturierten und zugleich klangsinnlichen Kompositionen ist der Einfluss Weberns und des Nachkriegsserialismus deutlich abzuhören.
Eckehard Kiem war zudem ein ausübender Musiker von hoher Professionalität. Er war ein exzellenter Pianist, zeigte sein Können aber nur sporadisch im Rahmen häuslicher Kammerkonzerte. Als ausübender Musiker ist er vor allem als Sänger und Dirigent in Erscheinung getreten und zwar mit jenem Repertoire, das ihm, dem so Vielseitigen, wohl doch am meisten am Herzen lag: der Musik der Renaissance.
So gründete er Anfang der 1990er-Jahre das Dufay-Ensemble, in dem er als Sänger und Dirigent wirkte. Das Vokalensemble erlangte mit seinen Konzerten und Aufnahmen unentdeckter oder selten aufgeführter Musik des späten Mittelalters und der Renaissance rasch überregionale Bedeutung. Zu den besonderen Verdiensten des Ensembles gehört die Wiederentdeckung des habsburgischen Hofkapellmeisters Jacobus Vaet. (s. Einspielungen).
Als Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschrift Musik & Ästhetik wirkte er an der Entstehung eines Forums für die musikalische Analyse und ästhetischer Reflexion über Musik mit. Zahlreiche Artikel, unter anderem über Ravel und Berlioz, sind dort erschienen. Weitere Publikationen sind aus dem Umfeld von Musik & Ästhetik hervorgegangen. Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik, Richard Wagner: Konstrukteur der Moderne, Zeit in der Musik –Musik in der Zeit, Narben des Gesamtkunstwerks und zusammen mit Ludwig Holtmeier Wagner und seine Zeit.
Im Kiemschen musikalischen Kosmos gab es vier Fixsterne: Josquin, (später) Beethoven, Wagner und Webern. Die zahlreichen weiteren Themen, die er im Laufe seines Lebens behandelt hat, sind gleichsam um diese Fixpunkte herum gruppiert.

Die Hochschule für Musik in Freiburg war für Eckehard Kiem mehr als nur ein Ort, an dem man arbeitet. Immer schon hat Eckehard Kiem an der Musikhochschule Freiburg wichtige Funktionen in der akademischen Selbstverwaltung übernommen. Er war lange Jahre hindurch Fachgruppensprecher, sowie Mitglied des Senates und von 2008 an bis zu seinem Tod amtierender Hochschulrat.

In den letzten zehn Jahren hat Eckehard Kiem sich thematisch immer mehr auf zwei historische Bereiche konzentriert: auf die Musik der Renaissance und auf die Hoch- und Spätromantik. Wie sehr er sich im Laufe der Zeit dabei neuen Inhalten geöffnet hat, wie breit hier seine Kenntnisse und sein Repertoire geworden sind, bewies schon seine Keynote anlässlich des EUROMAC in Freiburg 2007 über Satzmodelle bei Jacobus Vaet.
Seine Arbeiten zu Josquin hingegen blieben unveröffentlicht, wie auch seine frühen Studien zu Schönbergs op. 23 von 1975. Sein großes Projekt für die Zeit nach der Pensionierung, eine umfassende Studie über das Werk Anton Weberns, konnte er nicht mehr verwirklichen. Als ihn am 29. Dezember 2012 der Tod überraschte, arbeitete er gerade an einem Text für Musik & Ästhetik – über Tschaikowskys Symphonien.

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