Die Kunst der Fuge – Ein elektroakustisches Hörabenteuer!
Ein abendfüllendes elektro-akustisches Hörabenteuer zwischen epischer Klangarchitektur, Improvisation, strengem Kontrapunkt und pulsierender Vitalität!
Die Kunst der Fuge wird in allerlei Klanggewand aufgeführt, an Klavier und Orgel, mit Streich- oder Saxophonquartett bis zu großem Symphonieorchester. So unterschiedlich die Besetzungen auch sein mögen, so unverwundbar scheint die Substanz der Komposition selbst. Die formale Architektur und die unbeschreiblichen Gravitationskräfte der einzelnen Tonhöhen zueinander zeugen von der visionären Kraft und schöpferischen Imagination des Altmeisters. Dabei liegt die Größe dieser letzten Partitur von Johann Sebastian Bach insbesondere in der beeindruckenden Abstraktion der Form und des Materials, welches hier kompositorisch so unvergleichlich auf den Punkt gebracht ist und trotzdem keinesfalls einfach hermetisch als Aufstellung kontrapunktischer Techniken auftrumpft, sondern uns als reine Musik, als unmittelbare Klanggestalt von spiritueller Kraft berührt.
Das Trio Belli-Fischer-Rimmer nähert sich der Partitur auf seine ganz persönliche Art: in Form eines kreativen Entfaltungsprozesses, in welchem der Originaltext transformiert wird in eine durchstrukturierte, komponierte Dramaturgie, die sich aus dem Klangmaterial einzelner Kontrapunkte speist. Das formgebende Rückgrat bildet dabei der letzte, unvollendete vierzehnte Kontrapunkt der Sammlung, mit dem der ganze Abend beginnt und der sich, in fünf Abschnitte unterteilt, als Konstante durchs Programm zieht. Die verschiedenen Episoden des letzten Kontrapunkts werden flankiert oder kontrastiert mit anderen Kontrapunkten und Kanons, die in zum Teil außergewöhnlichen Arrangements erklingen. So lösen sich aus Bachs Original Klangflächen oder Ostinati, die ein pulsierendes Eigenleben entwickeln, einige Fugenthemen werden wie alte Fresken fragmentiert, erscheinen verwischt, oder transformieren sich in elektroakustische Texturen, die Räume entfalten für improvisatorische Spontanität. Das Trio verarbeitet dabei das musikalische Ausgangsmaterial mit kontrapunktisch typischen, der Geometrie entlehnten Strukturen wie Spiegelung, Umkehrung, Faltung oder Schichtung. Die zunächst augenfällige Aufteilung des Trios wird um eine vierte Stimme, die der Elektronik ergänzt. So teilen sich Posaune, Klavier und Schlaginstrumente die Bühne mit semi-modularen und organismischen Synthesizern von Korg, Soma oder Arturia sowie allerlei Effektgeräten. Akustische Klangkombinationen verbinden sich fast unmerklich mit elektronischen Mischungen und Live-Samples. Es entstehen inspirierende Wechselwirkungen zwischen heutiger Perspektive und Ursprung der Komposition, historischer Aufführungspraxis und zeitgenössischer Spielkultur, und lassen die etwa 270 Jahre alte Partitur wie einen archäologischen Fund in einem neuen, gegenwärtigen Licht erscheinen.
Cast
Frederic Belli → Posaune
Johannes Fischer → Schlagzeug
Nicholas Rimmer → Klavier
Program
Johann Sebastian Bach → Die Kunst der Fuge BWV 1080