Così fan tutte

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)

Dramma giocoso in zwei Akten nach einem Libretto von Lorenzo Da Ponte

Uraufführung: 26. Januar 1790, Burgtheater am Michaelerplatz, Wien
Première an der Hochschule für Musik Freiburg: 19. Januar 2024

In »Così fan tutte«, übersetzt etwa: »So machen es alle (Frauen)« (es heißt weiblich »tutte«, nicht »tutti«) geht es um eine Wette: Die jungen Männer Ferrando und Guglielmo, Anfang 20 und schwer verliebt, sind sich sicher, dass ihre Verlobten Dorabella und Fiordiligi ihnen immer treu sein werden. Also lassen sie sich mit dem lebenserfahreneren Don Alfonso auf eine Wette ein: Sie geben vor, in den Krieg zu ziehen, kehren verkleidet zurück nach Neapel und versuchen, die jeweils andere Verlobte zu verführen. Was nach anfänglichen Misserfolgen auch gelingt. In Wolfgang Amadeus Mozarts Oper, die 1790 in Wien uraufgeführt wurde, geht es um Liebe und Sehnsüchte, Treue und Enttäuschungen – und am Ende ist unklar: Wer liebt wen, wie passen Paare zusammen und funktioniert (Un)treue eigentlich?

»Die erste Hälfte des Stücks mit der herzzerreißend schönen Abschiedsszene der beiden Paare und den Verkleidungen ist auf den ersten Blick sehr komisch«, beschreibt Prof. Alexander Schulin, Leiter des Instituts für Musiktheater der Hochschule für Musik Freiburg. Doch dann wird es ernster: Die Treueschwüre bröckeln, die Paare lösen sich voneinander – waren sie überhaupt jemals füreinander bestimmt? Denn rein musikalisch passen sie nicht zusammen. »Die Sopranistin singt Duette mit dem Bariton, die Mezzosopranistin mit dem Tenor, das wirkt von Anfang an falsch«, sagt Alexander Schulin. Der spätere Wechsel der Partner sei stimmiger, biete aber keine perfekte Lösung: »Das Stück ist teuflisch. Es gibt keinen runden Schluss, keine Versöhnung, sondern nur den Gedanken: ›Jeder Mensch ist fehlbar. Wie gut, dass wir es als Paar zumindest einigermaßen hinbekommen‹.«

Zynischer Lorenzo Da Ponte trifft auf empathischen Wolfgang Amadeus Mozart

»Così fan tutte« war nach »Die Hochzeit des Figaro« und »Don Giovanni« die dritte Zusammenarbeit von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo Da Ponte. Laut Alexander Schulin gab es selten in der Musikgeschichte einen Komponisten und einen Librettisten, die so gut zueinander gepasst haben. »Da Ponte ist ein Dichter, dessen Leben von leidenschaftlichen, gescheiterten Liebesgeschichten geprägt ist. Er hat einen zynischen Blick auf die Menschen, macht sich über sie lustig. Mozart dagegen ist empathisch und hat großes Verständnis für ihre Imperfektion. Aus dieser Konstellation entsteht eine große Spannung.« Vor allem dann, wenn die Geschichte von jungen Sängerinnen und Sängern gespielt wird, die etwa in dem gleichen Alter sind wie die Figuren in der Oper.

Die Inszenierung an der Hochschule für Musik Freiburg spielt mit den Protagonisten als marionettenhaften Figuren. Sie haben sich verstrickt in den unsichtbaren Fäden ihrer eigenen Ideale, Projektionen und Hoffnungen – und in ihrem Selbstbetrug. »Es scheint, als ob die beiden jungen Männer sich ihre perfekten Frauen zusammenbasteln, fast wie humanoid-roboterhafte Wesen, und viel zu viel in sie hineinprojizieren«, erklärt Alexander Schulin. Sie drängen den älteren Don Alfonso, der ihnen die Augen für die Wirklichkeit öffnen will, mehrfach zu der Wette, in der es nicht nur um ihre Ehre geht, sondern auch um sehr viel Geld. Am Ende behält der Erfahrenere recht. Ferrando und Guglielmo wissen danach ebenso wenig wie ihre Verlobten und das Publikum, was das nun bedeutet. Die Untreue der Männer werde ja von niemandem thematisiert oder gar infrage gestellt, sagt Alexander Schulin: »Außer von der Kammerzofe der beiden jungen Frauen. Die sagt: ›Macht es doch einfach genauso wie die Männer‹.«

Aufführungen

Freitag, 19. Januar 2024
Samstag 20. Januar 2024
Montag 22. Januar 2024
Mittwoch, 24. Januar 2024

Mitwirkende

Così fan tutte

Lena Geiger*, Noémie Bousquet** | Fiordiligi
Franziska Scheinpflug*, Theresa Bertrand** | Dorabella
Quang Nguyen*, Benedikt Heisinger** | Guglielmo
Zixing Zhang*, Min Sung Kim** | Ferrando
Daniela Zib*, Johanna Bohnenstengel** | Despina
David Rother*, David Severin** | Don Alfonso

*sang die Vorstellungen am 19., 22. Januar
**sang die Vorstellungen am 20., 24. Januar

Orchester der Hochschule für Musik Freiburg
Marius Stieghorst | Musikalische Leitung
Patrick Tuttle, Jiantao Yu, Jacob Gröper | Musikalische Assistenz

Alexander Schulin | Regie
Fabian Lüdicke | Bühnenbild und Kostüme
Emma-Louise Jordan | Choreografie
Eva Kirchner | Produktionsleitung und Regieassistenz
Moritz Martin | Kostüm
Kamila Wdowska | Kostümassistenz

Bildergalerie

Drei Solisten schwingen ein großes Tuch
Zixing Zhang, Lena Geiger, Franziska Scheinpflug
Vier Solisten in schwarz gekleidet
Quang Nguyen, David Rother, Daniela Zib, Zixing Zhang
Zwei Solistinnen sitzen Rücken an Rücken und werden von den Anderen angeschaut
Vorne: Quang Nguyen, Franziska Scheinpflug, Lena Geiger, David Rother; hinten: Daniela Zib, Zixing Zhang
Eine Solistin in weißem Kleid hantiert an einem elektronischem Gerät, das an einen anderen Solisten angeschlossen. Im Hintergrund blicken drei weitere Solisten erschrocken nach vorne
Vorne: Zixing Zhang (liegend), Daniela Zib; hinten: Franziska Scheinpflug, David Rother, Lena Geiger
Drei Solisten blicken nach vorne und sind zueinander gebeugt
Zixing Zhang, David Rother, Franziska Scheinpflug
Drei Solisten sind mit jeweils einem Blumenstrauß neben einer Wand zu sehen
Zixing Zhnag, Quang Nguyen, Daniela Zib, David Rother
Quang Nguyen wird durch einen Scheinwerfer angeleuchtet, um den Spot herum ist es schwarz
Quang Nguyen
Franziska Scheinpflug, Lena Geiger und Daniela Zib blicken in die gleiche Richtung und interagieren miteinander
Franziska Scheinpflug, Lena Geiger, Daniela Zib
Franziska Scheinpflug hält Daniela Zib, welche den Kopf weit nach hinten überstreckt hält
Franziska Scheinpflug, Daniela Zib
Noémie Bousquet und Johanna Bohnstengel laufen
Noémie Bousquet, Johanna Bohnstengel
Drei Solisten stehen zentral auf der Bühne und interagieren miteinander. Im Hintergrund rechts sind zwei weitere Solisten zu sehen
Benedikt Heisinger, Theresa Bertrand, Noémie Bousquet, Johanna Bohnstengel, Min Sung Kim
Drei Solisten stehen zentral und blicken nach vorne, jeweils links und rechts davon liegt ein weiterer Solist am Boden
Min Sung Kim, Noémie Bousquet, David Severin, Theresa Bertrand, Benedikt Heisinger
Benedikt Heisinger hält die Hand von Noémie Bousquet, welche nach vorne blickt. Links ist Johanna Bohnstengel zu sehen
Johanna Bohnstengel, Noémie Bousquet, Benedikt Heisinger
Johanna Bohnstengel, Noémie Bousquet und Theresa Bertrand haben ihre Arme ausgestreckt und interagieren miteinander
Johanna Bohnstengel, Noémie Bousquet, Theresa Bertrand
Im Hintergrund steht ein großer, roter Stuhl, im Vordergrund rechts sind Noémie Bousquet und Theresa Bertrand zu sehen, die sich umarmen und trösten
Noémie Bousquet, Theresa Bertrand
Zwei Paare halten einander fest
Lena Geiger, Quang Nguyen, Zixing Zhang, Franziska Scheinpflug
Zu sehen sind zwei Paare
Quang Nguyen, Lena Geiger, Franziska Scheinpflug, Zixing Zhan
Theresa Bertrand blickt als Dorabella geradeaus in Richtung Kamera, Benedikt Heisinger als Guglielmo ist seitlich mit seiner roten Perücke zu sehen
Theresa Bertrand, Benedikt Heisinger
Noémie Bousquet steht als Fiordiligi neben einer Pflanze, Min Sung Kim blickt als Ferrando zu ihr sitzend hinauf
Noémie Bousquet, Min Sung Kim
Benedikt Heisinger ist mit einer mit Hosenträger verbundenen übergroßen Hose vor blaumen Hintergrund zu sehen
Benedikt Heisinger