Discover Your Lover
Gian Carlo Menotti (1911-2007)
AMELIA GOES TO THE BALL • Amelia all ballo
Opera buffa in einem Akt
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Eine kammermusikalische Fassung von Massimiliano Matesic
Text von Gian Carlo Menotti
Uraufführung in engl. Sprache: 1. April 1937, Curtis Institute of Music, Philadelphia
Samuel Barber (1910-1918)
A HAND OF BRIDGE
Oper in einem Akt für vier Solostimmen und Kammerorchester
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Text von Gian Carlo Menotti
Uraufführung: 17. Juni 1959, Festival of Two Worlds in Spoleto, Italien
Leonard Bernstein (1918-1990)
TROUBLE IN TAHITI
Oper in sieben Szenen
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Text von Leonard Bernstein
Uraufführung: 12. Juni 1952, University of Waltham/Massachusetts
Im Fokus der drei Kurzopern, die wir allen Widrigkeiten zum Trotz am 18. und 19. Dezember 2020 mit unseren Gesangsstudierenden zumindest vor der Prüfungskommission aufführen durften, stehen Männer und Frauen auf der Suche nach Liebe und Zuneigung im Angesicht leidenschaftsloser Ehen. Verlogenheit und Unausgesprochenes, Affären und Ablenkung, Distanz und Entfremdung – Beziehungsprobleme à la „Desperate Houswifes“.
Ganz im Sinne der Unterhaltung gewährt uns Menotti mit seiner Opera buffa Amelia goes to the Ball Einblick in das glamourös snobistische Großstadtleben einer feinen Dame um 1890, so heißt es im Programmheft zur Uraufführung 1937. Amelia ist die Diva par excellence – the Queen of the night! Ihr größter Wunsch ist es, auf den Ball der Saison zu gehen. Um dies zu erreichen, scheut sie nicht davor zurück, ihren Ehemann und selbst ihren Liebhaber aus dem Weg zu räumen. Im Ohr bleiben tänzerisch beschwingte Nummern wie das Duettino und die Romanza, die an späte Werke Verdis und Puccins erinnern. Die Dreiecks-Liebesgeschichte ist zusätzlich eine Reminiszenz an Figurenkonstellationen der italienischen commedia dell'arte.
Weniger komisch, aber um so tiefgründiger... Barber und Menotti offenbaren uns in ihrem 15-minütigen Musiktheater A Hand of Bridge im Freudschen Sinne das Unausgesprochene, die Gefühlswelt und die innersten Begierden zweier unglücklich verheirateter Paare, die sich regelmäßig zum Bridgespiel treffen. Inhaltliche Anspielungen auf die nahen Verwandten und Bekannten des Komponisten und Librettisten sowie eine persönliche Verbundenheit mit der Thematik ihrer Kurzoper sind unverkennbar. Das „Pokerface“ war ebenso Teil ihres Lebens. Über mehrere Jahre führten sie eine intensive Beziehung, sowohl als Künstler als auch im Privaten. Ihre Partnerschaft war jedoch kein Thema der Öffentlichkeit, da Homosexualität in den 1950er Jahren gesellschaftlich noch nicht akzeptiert wurde.
Auch Bernstein – „das zerissene Genie“ (Titel einer ARTE-Dokumentation aus dem Jahr 2018) – haderte mit gesellschaftlichen Erwartungen und Vorstellungen, wie ein ‚perfekter Ehemann‘ bzw. eine ‚perfekte Ehe‘ seinerzeit sein sollte. So schrieb er Trouble in Tahiti während seiner Flitterwochen, eine Oper, die von Beziehungsproblemen, Flucht in Konsum und Medienberieselung, in Lügen und Schweigen handelt. Seinen Töchtern, Jamie und Nina Bernstein, zufolge spiegelt das Werk ferner die innere Zerrissenheit des Komponisten wieder. Es ist eine Karikatur des biederen amerikanischen Vorstadtlebens, des Materialismus sowie der Idealfamilie der 1950er Jahre und zeigt, dass sich oft Brüchigkeit hinter einer schönen Fassade verbirgt. Dinah und Sam haben alles, was das Herz begehrt. Sie leben den amerikanischen Traum, dennoch haben sie sich entfremdet. Ein Schicksal, das Bernstein in gewisser Weise teilte. Er war verheiratet, hatte drei Kinder und liebte seine Frau. Gleichzeitig fühlte er sich zu Männern hingezogen. Als er 1976 seine Familie verließ, um mit dem Musikwissenschaftler Tom Cothran zusammenzuleben, wurde seine Bisexualität öffentlich. Ein Jahr später erkrankte seine Frau an Lungenkrebs. Er kehrte zu ihr zurück und verbrachte mit ihr die restlichen Monate ihres Lebens. Eine endgültige Versöhnung der beiden blieb aus. Am Ende seiner Kurz-Oper Trouble in Tahiti hingegen ist ein Hoffnungsschimmer auf Versöhnung erkennbar und es bleiben vielmehr die jazzigen Musical-Klänge als die Tragik der Handlung in Erinnerung.
Aufführungen
Fr 18.12.2020 | Sa 19.12. 2020
AMELIA GOES TO THE BALL 15.30 Uhr • A HAND OF BRIDGE und TROUBLE IN TAHITI 18.00 Uhr | WOLFGANG HOFFMANN SAAL | HOCHSCHULE FÜR MUSIK FREIBURG
Mitwirkende
AMELIA GOES TO THE BALL
Amelia | *Theresa Immerz, **Isabel Weller
Amelia's Husband | Malte Kebschull
Amelia's Lover | Pierre Arpin
Amelia's Friend | Mareike Zorko
Maid 1 | Franziska Scheinpflug
Maid 2 | Miriam Stelzer
Maid 3 | Daniela Zib
Chief of Police | Johann Kalvelage
Policeman 1 | Timm Schuhmacher
Policeman 2 | Quang Nguyen
A HAND OF BRIDGE
Sally | Julia Hilpert
Bill | Raphael Lehnert
Geraldine | Maren Charlotte Herten
David | David Severin
TROUBLE IN TAHITI
Sam | Lorenz Kauffer
Dinah | *Julienne Mbodje, **Alina Kirchgäßner
Trio | Daniela Zib, Timm Schuhmacher, Quang Nguyen
* Vorstellung am 18.12.2020
** Vorstellung am 19.12.2020
Orchester der Hochschule für Musik Freiburg
Musikalische Leitung | Scott Sandmeier°
Musikalische Assistenz | Clément Nonciaux°°
Musikalische Assistenz | DonKuk Lim
Musikalische Assistenz | Paul Drouet°°°
Regie | Alexander Schulin
Bühnenbild | Fabian Lüdicke
Choreographie | Emma-Louise Jordan
Regieassistenz, Produktionsleitung und Inspizienz | Julia Terwald
Kostüm und Maske | Yvonne Forster
Maske | Aline Manyas, Faye Ryan
Übertitel | Julia Terwald
Übertitelinspizienz | Noémie Bousquet
Technische Leitung | Christof Burger
Licht und Technik | Juhani Brutschin, Julia Gitta Weuffen, Phillip Reister, Nass Musemakwerki
Bühne | Jenny Herman
°dirigierte die Vorstellungen am 18.12.2020 und Trouble in in Tahiti am 19.12.2020
°°dirigierte Amelia goes to the Ball am 19.12.2020
°°°dirigierte A Hand of Bridge am 19.12.2020