Eine Wette, Verkleidungen, (Un)treue: Mozarts „Così fan tutte“

Szenenfoto aus »Così fan tutte« von Maurice Korbel

Gesangs-Studierende der Hochschule für Musik Freiburg führen zwischen dem 19. und 24. Januar 2024 vier Mal die Oper „Così fan tutte“ auf. Das Stück von Wolfgang Amadeus Mozart und dem Librettisten Lorenzo Da Ponte wurde 1790 uraufgeführt. Es geht um eine Wette, um Ehre und viel Geld, um Liebe und Treue und die Frage, welche Paare eigentlich zusammenpassen.

In „Così fan tutte“, übersetzt etwa: „So machen es alle (Frauen)“ (es heißt weiblich „tutte“, nicht „tutti“) geht es um eine Wette: Die jungen Männer Ferrando und Guglielmo, Anfang 20 und schwer verliebt, sind sich sicher, dass ihre Verlobten Dorabella und Fiordiligi ihnen immer treu sein werden. Also lassen sie sich mit dem lebenserfahreneren Don Alfonso auf eine Wette ein: Sie geben vor, in den Krieg zu ziehen, kehren verkleidet zurück nach Neapel und versuchen, die jeweils andere Verlobte zu verführen. Was nach anfänglichen Misserfolgen auch gelingt. In Wolfgang Amadeus Mozarts Oper, die 1790 in Wien uraufgeführt wurde, geht es um Liebe und Sehnsüchte, Treue und Enttäuschungen – und am Ende ist unklar: Wer liebt wen, wie passen Paare zusammen und funktioniert (Un)treue eigentlich?

„Die erste Hälfte des Stücks mit der herzzerreißend schönen Abschiedsszene der beiden Paare und den Verkleidungen ist auf den ersten Blick sehr komisch“, beschreibt Prof. Alexander Schulin, Leiter des Instituts für Musiktheater der Hochschule für Musik Freiburg. Doch dann wird es ernster: Die Treueschwüre bröckeln, die Paare lösen sich voneinander – waren sie überhaupt jemals füreinander bestimmt? Denn rein musikalisch passen sie nicht zusammen. „Die Sopranistin singt Duette mit dem Bariton, die Mezzosopranistin mit dem Tenor, das wirkt von Anfang an falsch“, sagt Alexander Schulin. Der spätere Wechsel der Partner sei stimmiger, biete aber keine perfekte Lösung: „Das Stück ist teuflisch. Es gibt keinen runden Schluss, keine Versöhnung, sondern nur den Gedanken: ‚Jeder Mensch ist fehlbar. Wie gut, dass wir es als Paar zumindest einigermaßen hinbekommen‘.“

Zynischer Lorenzo Da Ponte trifft auf empathischen Wolfgang Amadeus Mozart

„Così fan tutte“ war nach „Die Hochzeit des Figaro“ und „Don Giovanni“ die dritte Zusammenarbeit von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo Da Ponte. Laut Alexander Schulin gab es selten in der Musikgeschichte einen Komponisten und einen Librettisten, die so gut zueinander gepasst haben. „Da Ponte ist ein Dichter, dessen Leben von leidenschaftlichen, gescheiterten Liebesgeschichten geprägt ist. Er hat einen zynischen Blick auf die Menschen, macht sich über sie lustig. Mozart dagegen ist empathisch und hat großes Verständnis für ihre Imperfektion. Aus dieser Konstellation entsteht eine große Spannung.“ Vor allem dann, wenn die Geschichte von jungen Sängerinnen und Sängern gespielt wird, die etwa in dem gleichen Alter sind wie die Figuren in der Oper.

Die Inszenierung an der Hochschule für Musik Freiburg spielt mit den Protagonisten als marionettenhaften Figuren. Sie haben sich verstrickt in den unsichtbaren Fäden ihrer eigenen Ideale, Projektionen und Hoffnungen – und in ihrem Selbstbetrug. „Es scheint, als ob die beiden jungen Männer sich ihre perfekten Frauen zusammenbasteln, fast wie humanoid-roboterhafte Wesen, und viel zu viel in sie hineinprojizieren“, erklärt Alexander Schulin. Sie drängen den älteren Don Alfonso, der ihnen die Augen für die Wirklichkeit öffnen will, mehrfach zu der Wette, in der es nicht nur um ihre Ehre geht, sondern auch um sehr viel Geld. Am Ende behält der Erfahrenere recht. Ferrando und Guglielmo wissen danach ebenso wenig wie ihre Verlobten und das Publikum, was das nun bedeutet. Die Untreue der Männer werde ja von niemandem thematisiert oder gar infrage gestellt, sagt Alexander Schulin: „Außer von der Kammerzofe der beiden jungen Frauen. Die sagt: ‚Macht es doch einfach genauso wie die Männer‘.“


Die Oper

Termine

Freitag, 19. Januar 2024, 19 Uhr
Samstag, 20. Januar 2024, 19 Uhr
Montag, 22. Januar 2024, 19 Uhr
Mittwoch, 24. Januar 2024, 19 Uhr

Hochschule für Musik Freiburg, Wolfgang-Hoffmann-Saal
Dramma giocoso von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo Da Ponte

Mitwirkende
Studierende aller Gesangsklassen: Theresa Bertrand, Johanna Bohnstengel, Noémie Bousquet, Lena Geiger, Benedikt Heisinger, Quang Nguyen, David Rother, Franziska Scheinpflug, David Severin, Min Sung Kim, Daniela Zib, Zixing Zhang
Orchester der Hochschule für Musik Freiburg
Marius Stieghorst → Musikalische Leitung
Patrick Tuttle, Jiantao Yu, Jacob Gröper → Musikalische Assistenz
Alexander Schulin, Fabian Lüdicke, Moritz Martin, Kamila Wdowska, Emma-Louise Jordan, Eva Kirchner → Szenische Leitung

Programm
Wolfgang Amadeus Mozart → Così fan tutte ossia La scuola degli amanti KV 588
Ein Projekt des Instituts für Musiktheater.

Eintritt: Platzgruppe 1/2: 12/8 Euro, 8/5 Euro ermäßigt, 10/7 Euro für Mitglieder der Fördergesellschaft der Hochschule für Musik Freiburg

Tickets im Online-Vorverkauf und an der Abendkasse in der Hochschule.

Foto: Maurice Korbel