Artistic Citizenship
Foto: Frank Post
Im Angesicht von Krieg, Pandemie und tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandlungsprozessen wird von den Künsten immer stärker eine Haltung gefordert, die das eigene Tun mit einer gesellschaftspolitischen Perspektive in Verbindung bringen kann. Gerade in einem Land wie Deutschland, in dem die Betonung künstlerischer Autonomie eine lange Tradition hat, erscheint diese Forderung trotz zunehmender Versuche, musik- und sozialpädagogische Fragestellungen zusammen zu denken, noch immer ungewohnt. Für die Musikpädagogik haben Marissa Silverman, David Elliott und Wayne Bowman vor einigen Jahren einen fundamentalen »Change in Music Teacher Education« gefordert. Musikpädagogisches Handeln kommt, so die Autorinnen und Autoren, künftig nicht umhin, zu fragen, auf welche Weise es zu notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen beitragen und wodurch es die Entwicklung hin zu einer künstlerischen Bürgerschaft (artistic citizenship) befördern kann.
Seit nunmehr 50 Jahren bemüht sich die ALMS darum, musikpädagogische Studiengänge so zu gestalten und zu entwickeln, dass sie mit veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Schritt zu halten vermag. Dabei war immer der Gedanke leitend, dass es sich nicht nur um reaktive Anpassungen an demografische, ökonomische, kulturpolitische und hochschulpolitische Wandlungen handeln sollte; vielmehr war es das Bestreben der ALMS, die produktiven Impulse, die von musikpädagogischer Arbeit ausgehen können, in die Ausbildungsinstitutionen und über deren Absolventinnen und Absolventen auch in die Gesellschaft hineinzutragen.
Die dramatischen Krisen, die wir derzeit erleben, werfen wieder einmal die Frage nach dem produktiven Potenzial musikpädagogischer Arbeit auf und machen es notwendig, bisherige Vorstellungen über musikpädagogische Rollenbilder und Arbeitsfelder auf dieses Potenzial hin zu befragen. In diesem Sinne soll auf dem Symposium zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert werden, inwieweit die Vision einer »artistic citizenship« ein Leitbild musikpädagogischer Arbeit im 21. Jahrhundert sein kann und welche Schritte gegangen werden müssen, um diesem Leitbild näher zu kommen.
Wir heißen Sie herzlich willkommen!
Wolfgang Lessing
(Sprecher der ALMS)
Programm
Freitag, 16. September 2022
9:30 Uhr
Zum Auftakt
»Verstärkung: Stimmen aus der Zukunft« (Filmbeitrag)
Studierende der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen | Andrea Conangla → Künstlerische Leitung
Grußworte
Prof. Dr. Ludwig Holtmeier, Rektor der Hochschule für Musik Freiburg
Prof. Dr. Wolfgang Lessing, Sprecher der ALMS
10 Uhr
Wolfgang Rüdiger
Jeder Klang sagt Wir – und jede/r trägt Klänge in sich.
Kommunikative Musikalität und Community Music als Artistic Citizenship
10:30 Uhr
Ivo Berg, Ulrich Mahlert
Bewusstsein bilden – den Kopf aus dem Sand ziehen
Die Initiative »Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit« an der Universität der Künste Berlin und Möglichkeiten ihrer Konkretisierung im Umfeld von Musizierpädagogik.
11:15 Uhr
Pause
11:45 Uhr
Andreas Doerne, Wolfgang Lessing, Christine Löbbert
Spiel, social composing und Gamification als Herausforderung für die Musikpädagogik
12:30 Uhr
Studentische Präsentation
Ergebnisse aus dem Hochschulübergreifenden Seminar Musikpädagogik
13 Uhr
Mittagspause
14:30 Uhr
Andreas Pfeifer
Videoreflexion im Musikunterricht – Ein Beitrag zu videobasierten Selbstwirksamkeitserfahrungen im Kontext musikpraktischer Vermittlung
15:15 Uhr
Katharina Bradler, Andrea Welte
(Aus)Bildung – Transformation – Gesellschaft: Was bedeutet die Forderung nach einem verstärkten gesellschaftspolitischen Engagement von Musikpädagoginnen und Musikpädagogen für die Ausbildung an Musikhochschulen?
Impulse – Miniatur-World-Café
16:45 Uhr
Pause
17:15 Uhr
Die ALMS wird 50!
Theresa Merk
Die Gründung der ALMS als Indiz der Professionalisierung
17:35 Uhr
Grußworte
Friedrich-Koh Dolge (VdM) | Stefan Gies (AEC) | Reinhart von Gutzeit
18:15 Uhr
Podiumsdiskussion
Artistic Citizenship: Ein Leitbild der Zukunft?
Stefan Gies, Reinhart von Gutzeit, Barbara Stiller, Josephine Mücksch | Thade Buchborn → Moderation
19:15 Uhr
Performance
Studierende der Musikhochschule Trossingen | Anke Zapf-Vaknin → Einstudierung
Im Anschluss
Gemütliches Beisammensein bei Speis und Trank im Foyer der Hochschule für Musik Freiburg
Samstag, 17. September 2022
9:15 Uhr
Der Blick in die Box
Performance
Beatriz Picas und Marie Reichart, Hochschule für Musik Freiburg
9:30 Uhr
Dierk Zaiser
Selbstermächtigung als Antagonismus einer Pädagogik der Macht im Jugendstrafvollzug. Hinleitung zu einer leiborientierten Musik- und Bewegungsdidaktik.
10:15 Uhr
Renate Reitinger, Daniel Valeske
Capability Approach, Anti-Bias-Arbeit und Community Music – Impulse zur Partizipation, Teilhabegerechtigkeit und Diversitätssensibilität in der Elementaren Musikpädagogik?
11 Uhr
Pause
11:30 Uhr
Corinna Eikmeier
Musikpädagogik an der Schnittstelle zur künstlerischen Forschung
13:15 bis 14:15 Uhr
Michael Dartsch, Renate Reitinger, Barbara Stiller
Der überarbeitete Bildungsplan des VdM für die Grundstufe – ein Beitrag zur Bewältigung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen?
14:15 Uhr
Nachlese
14:30 Uhr
Ende
Das Symposium richtet sich an alle, die in musikpädagogischen Berufen tätig sind, sowie an Studierende.
Anmeldung bis zum 31. August 2022 unter s.nowarramh-freiburg.de
Weitere Informationen auf der Website des ALMS