Zu Gast im Institut für Neue Musik: Claus Steffen Mahnkopf

Kennzeichnend für das Wirken Mahnkopfs ist die unbedingte Gleichzeitigkeit von gesellschaftstheoretischer Reflexion und kompositorischem Schaffen. Dabei ist er soziophilosophisch grundlegend geprägt von Adorno als Vertreter der Kritischen Theorie. Die kultur- und systemkritischen Erörterungen von Habermas, Benjamin, Luhmann und Derrida sind weitere Inspirationsquellen seiner Diskurse über Musik.
Kompositorisch sieht sich Mahnkopf in der Nachfolge zweier Entwicklungslinien: Es ist zum einen die  konstruktiv-expressive Tonsprache der in Mitteleuropa tradierten Klassik und Romantik. Zum anderen positioniert er sich im künstlerischen Denken einer radikal modernen Avantgarde.  So sind, beginnend mit den Vertretern der 2. Wiener Schule über Boulez´ Serialismus bis hin zur Ästhetik  Lachenmanns, für ihn bedeutende Lehrerpersönlichkeiten Klaus Huber, Emanuel Nunes und Brian Ferneyhough.

In Anknüpfung an den Kompositionsstil Ferneyhoughs propagierte Mahnkopf Ende der 80er Jahre einen musikalischen „Komplexismus“.  Die Überlagerung von mehreren Kompositionstechniken, Zeit- und Ereignisebenen akkumuliert zu einer Art Hyperpolyphonie. Eine Steigerung erfährt dieser Ansatz in der Idee des „Poly-Werks“: bereits in sich labyrinthisch verzweigte Eigenkompositionen dienen als Bausteine für mehrere von Mahnkopfs Werkzyklen. In seinen musiktheatralen Gesamtkonzepten verfolgt er die Idee eines multiperspektivischen Komponierens und Hörens. Hier sollen sich widerstreitende kompositorische Strukturen wechselseitig bespiegeln oder auch dekonstruieren.

Seit dem Jahr 2000 arbeitet Mahnkopf an einer erneuten Erweiterung seiner Bezugssysteme. In einer Reihe von Hommage-Kompositionen stellt er Verknüpfungen her zu bahnbrechenden Visionen aus Literatur, Philosophie, Architektur, der Musik anderer.  

So sind aktuell die multidisziplinären Konzepte des Star-Architekten Daniel Libeskind (u.a. Jüdisches Museum in Berlin, Masterplan für das One World Trade Center in New York) impulsgebend für einen Formteil von Mahnkopfs neuestem Werkkomplex.  Eben dieses Thema stellt er in den Mittelpunkt seines Gastseminars: „Was ist eine Hommage - Libeskind und die Musik“.

Mehr zum Thema: www.claussteffenmahnkopf.de