Prof. Emil Seiler
* 5.2.1906 in Nürnberg; † 21.5.1998 in Freiburg im Breisgau unterrichtete von 1947-1955.
Emil Seiler wuchs in einem musikliebenden Nürnberger Elternhaus auf. Im Alter von 8 Jahren erhielt er den ersten Violinunterricht bei Mitgliedern des städtischen Orchesters in Nürnberg. Nach dem Abschluß einer dreijährigen Banklehre begann Emil Seiler 1925 sein Musikstudium am Nürnberger Konservatorium bei Seby Horváth, einem Schuler von Albert Rosé.
1928 setzte Emil Seiler sein Studium an der Berliner Musikhochschule bei dem erst 30jährigen Prof. Joseph Wolfsthal fort, der ein Schüler Fleschs war. Daher wurde das Umlernen von der Wiener Rosé-Technik auf das Flesch-System notwendig.
Von 1935 bis 1943 war Emil Seiler koordinierter Solobratscher in neugegründeten Orchester des Deutschlandsenders Berlin. Herausragende Dirigenten waren: Richard Strauss, Herbert von Karajan, Hans Rosbaud, Carl Schuricht, Willem Mengelberg, Clemens Kraus, Karl Böhm, Oswald Kabasta, Robert Steger und Rudolf Schulz-Dornburg. Daneben unterrichtete Emil Seiler von 1935 bis 1943 am Konservatorium Klindworth-Scharwenka sowie von 1940 bis 1943 an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin. Seit 1941 war Seiler zusätzlich verantwortlich für Kammermusik am Deutschlandsender Berlin. Die Programme, die er spielte, beschränkten sich meistens auf barocke Kammermusik mit Viola d'amore, da neue Musik, nicht gesendet wurde.
Trotzdem spielte Emil Seiler weiterhin neue Kompositionen, etwa in regelmäßigen Hauskonzerten bei dem "entarteten" Maler Emil Nolde in Berlin, die dessen Frau zusammen mit der Pianistin Frau Tscharner organisierte. Außerdem nahm er (1942-43) an den dreiwöchigen Sonntagsmatineen in der Musikbibliothek Berlin-Charlottenburg teil, bei der neue Kammermusik aufgeführt wurde. Zusammen mit der Pianistin Edith Picht-Axenfeld spielte er Werke von Harald Genzmer, Johann Nepomuk David und Cäsar Bresgen.
Ab Herbst 1945 stand Emil Seiler als Solobratscher im Orchester des Mozarteums in Salzburg unter Vertrag. Hier traf er Johann Nepomuk David, der inzwischen Leiter des Mozarteums geworden war. In Salzburg widmete sich Emil Seiler wieder der neuen Musik für Viola, die während des Dritten Reichs unterdrückt worden war. So war Emil Seiler der erste, der elf Jahre nach dem Aufführungsverbot Hindemithscher Werke wieder eine seiner Kompositionen im deutschen Rundfunk aufführte: 1946 spielte er als Solobratscher des Mozarteum-Orchesters den "Schwanendreher" aus den handschriftlichen Stimmen Hindemiths, da in Österreich kein gedrucktes Material erhältlich war. Wenige Wochen später ließ er das Violakonzert von Walton folgen.
Zu Weihnachten 1946 wurden alle Deutschen aus Österreich ausgewiesen, und Emil Seiler kam über München und Nürnberg nach Freiburg. Dort wurde er 1946 zunächst Dozent an der Freiburger Musikhochschule, bevor er 1947 die Professor für Viola, Viola d'amore und Kammermusk erhielt. Im Kammermusikkreis um den Leiter der Hochschule, den Flötisten Gustav Scheck, widmete er sich wieder der neuen sowie der alten Musik.
Ab Februar 1955 folgte Emil Seiler einem Ruf an die Berliner Hochschule als Nachfolger seines ehemaligen Lehrers Prof. Hans Mahlke.
1974 trat Emil Seiler in den Ruhestand und konzertierte nicht mehr öffentlich. Er siedelte nach Freiburg und gründete dort den Musik-Kindergarten "Pflüger-Stiftung" in dem Kinder schon früh spielerisch an das Geigespielen herangeführt werden sollten. Bei der Umstrukturierung der Pflüger-Stiftung 1977 löste sich Emil Seiler wieder von dieser Einrichtung und führte seither ein zurückgezogenes Leben in Freiburg.
An dem internationalen Viola d'amore-Kongress 1988 in Stuttgart nahm Emil Seiler als Ehrengast der "Viola d'amore Society of America" teil. Ein eigenes Referat war seinen Verdiensten um das Instrument gewidmet. Am 5. Februar 1996 feierte er seinen 90. Geburtstag und erhielt Ehrungen durch die Stadt Freiburg, den Berliner Senat und die Viola d'amore-Gesellschaft.
Aus: Prof. Emil Seiler in Memoriam in: Berthold Hummel Werkbeschreibung
von Kai Köpp (Freiburg)